Hopfenernteschätzung des Verbandes Deutscher Hopfenpflanzer e.V. und des Hopfenpflanzerverbandes Hallertau e.V. für 2023 spricht eine deutliche Sprache

Mit der Bekanntgabe der Ernteschätzung für den Hopfenanbau in der Hallertau wird die Auswirkung des Klimawandels immer deutlicher. 
v.l.: Dr. Erich Lehmair - Geschäftsführer des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer e. V. - , Adolf Schapfl - Präsident des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer e. V.  - sowie Gabriel Krieglmeier - Stellvertretender Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Hopfenpflanzer e. V. (Foto: br-medienagentur)v.l.: Dr. Erich Lehmair - Geschäftsführer des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer e. V. - , Adolf Schapfl - Präsident des Verbands Deutscher Hopfenpflanzer e. V. - sowie Gabriel Krieglmeier - Stellvertretender Geschäftsführer des Verbands der Deutschen Hopfenpflanzer e. V. (Foto: br-medienagentur)
Nach dem extrem schwierigen Jahr 2022 mit hohen Produktionskosten und historisch geringen Erträgen hofften die deutschen Hopfenpflanzer auf ein gutes oder wenigstens durchschnittliches Hopfenjahr 2023, um zumindest teilweise das Vorjahr kompensieren zu können. Leider werden diese Hoffnungen nicht erfüllt werden, weil auch in 2023 nur eine unterdurchschnittliche Ernte eingebracht werden kann. Wieder war es die lange Trockenperiode im Sommer, die eine zufriedenstellende Entwicklung der Hopfenbestände verhindert hat.
Jahresrückblick 2023
Dabei hatte das Frühjahr noch ganz anders gestartet. Häufige Niederschläge im März und April verhinderten oftmals ein Befahren der Hopfenfelder, so dass die anstehenden Frühjahrsarbeiten zum Teil nur mit etwas Verzögerungen erledigt werden konnten. Von Mitte Mai bis Ende Juli, in der Hauptwachstumsphase, waren keine oder nur sehr geringe Niederschläge zu verzeichnen. Obwohl in den einzelnen Hopfenanbauregionen durchaus mehr oder weniger Regen fiel, muss doch insgesamt auch 2023 wieder als ein Trockenjahr für den deutschen Hopfen bezeichnet werden. Im Unterschied zum Vorjahr setzte Ende Juli aber dann ein mehrtägiger Regen ein, der den Hopfen nochmal zu Kräften kommen ließ und die schon befürchtete Missernte zumindest in einigen Hopfenregionen verhindern half. Die späten Regenfälle konnten zwar nicht mehr die bereits verpasste Ausbildung einer üppigen Hopfenpflanze wettmachen, allerdings konnten die bereits im Wuchs befindlichen Hopfendolden davon profitieren und sich ordentlich entwickeln.
Auf eine einfache Formel gebracht kann man sagen: Wir ernten zwar heuer durchaus gut ausgebildete Dolden, aber leider zu wenig davon. Die Erhaltung der Pflanzengesundheit erforderte 2023 einen durchschnittlichen Aufwand. Im Frühjahr standen die Bekämpfung von falschem Mehltau und von Bodenschädlingen im Mittelpunkt, während in den trockenen Sommerwochen keine großen Belastungen auftraten. Ab Anfang August musste mit dem einsetzenden Regen der Druck von falschem und echtem Mehltau sorgfältig beobachtet werden und gegebenenfalls behandelt werden.
Aus den letzten Jahren und Jahrzehnten stammt die Erfahrung, dass mit einem Trockenjahr und der damit verbundenen schlechten Ernte nur etwa einmal im Jahrzehnt zu rechnen ist. Nun sehen wir erstmals, dass auch zwei aufeinander folgende Jahre zu trocken sein können. Und mit Blick auf die jüngsten Jahre müssen wir davon ausgehen, dass auch in Zukunft sehr viel öfter Trockenjahre kommen werden oder die Trockenjahre vielleicht sogar das neue „Normal“ sein werden. Der Klimawandel ist definitiv bereits im deutschen Hopfenbau angekommen und verlangt eine Anpassung unserer Anbausysteme!
Grafik Hopfenernte 2023 (Grafik: Hopfenpflanzerverband)Grafik Hopfenernte 2023 (Grafik: Hopfenpflanzerverband)
Der Blick auf die weltweite Hopfenproduktion zeigt, dass trockentolerante Sorten in Verbindung mit Bewässerung der globale Standard im Hopfenbau sind. Deutschland als eine der führenden Hopfenbauländer muss hier aufholen und die notwendigen Anpassungen vornehmen. Die Züchtung neuer Sorten und der gleichzeitige massive Ausbau der Hopfenbewässerung müssen mit höchster Priorität und großer Geschwindigkeit vorangetrieben werden.
Ein Stück weit Entlastung kam für die deutschen Hopfenpflanzer von den wieder etwas gesunkenen Produktionskosten, wenngleich das Kostenniveau immer noch hoch liegt und aktuell wieder ansteigt. 
Ernteschätzung
Der Gehalt an Alphasäuren im Hopfen ist ein Maßstab für dessen Brauqualität. Erste Voruntersuchungen zu den Alphagehalten im Hopfen 2023 deuten auf leicht unterdurchschnittliche Werte hin. Genauere Angaben sind aufgrund des zu erwartenden späten Erntezeitraumes derzeit noch nicht möglich. Die offizielle Hopfenernteschätzung im Anbaugebiet Hallertau fand am 22. und 23. August 2023 statt. Auf einer Gesamtanbaufläche von 17.129 ha wurde ein Ertrag von 705.000 Ztr. (35.250 t) geschätzt. In den übrigen Anbaugebieten wurden ebenfalls in
den vergangenen Tagen die Schätzungen vorgenommen. In Tettnang werden 47.200 Ztr. (2.360 t), in Elbe-Saale 58.567 Ztr. (2.928 t) sowie in Spalt 11.000 Ztr. (550 t) erwartet. Im Anbaugebiet Bitburg beläuft sich die geschätzte Erntemenge für 2023 auf 435 Ztr. (22 t).
Dies ergibt eine Gesamtmenge von 822.202 Ztr. (41.110 t) für das Bundesgebiet, und liegt damit etwa 20 % Prozent über der historisch niedrigen Erntemenge 2022. Verglichen mit den durchschnittlichen Erträgen der letzten 10 Jahre hätte man in 2023 für Deutschland 920.000 Ztr. (46.000 t) erwarten können. Das bedeutet für 2023 10 % unter einer Durchschnittsernte. Trotz der zweiten unterdurchschnittlichen Ernte in Folge gehen wir davon aus, dass aufgrund der Vorratssituation auch im kommenden Braujahr alle Brauereien mit ausreichend deutschen Hopfen versorgt werden können und es zu keinem Engpass in dieser Hinsicht kommen wird.
Tabelle Hopfenernte 2023 (Grafik: Hopfenverband)Tabelle Hopfenernte 2023 (Grafik: Hopfenverband)
Der Vorvertragsmarkt ist seit Monaten nahezu zum Erliegen gekommen. Nachdem den Pflanzern bis in den Januar hinein noch Vorverträge zu verschiedenen Sorten angeboten wurden, sind solche Angebote seit dem Frühjahr nur noch vereinzelt gemacht worden. Da bereits hohe Mengen der Ernte 2024 verkauft sind, warten die Marktteilnehmer derzeit die weiteren Entwicklungen und insbesondere die anstehende Ernte ab. Die großen Veränderungen in der amerikanischen Hopfenfläche im vergangenen Winter tragen ebenfalls zu einer gewissen Verunsicherung bei.
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