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Prof. Dr. Jens Schlossmann und Prof. Dr. Achim Göpferich erhalten die Auszeichnung für innovative Forschungsprojekte

v.l.: Prof. Dr. Achim Göpferich (Universität Regensburg), Prof. Dr. Thomas Kurz (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf), Prof. Dr. Jens Schlossmann (Universität Regensburg), Prof.in Dr. Evi Kostenis (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn). (Foto: © PhoenixGroup (Bei dem Bild handelt es sich um eine Fotomontage))v.l.: Prof. Dr. Achim Göpferich (Universität Regensburg), Prof. Dr. Thomas Kurz (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf), Prof. Dr. Jens Schlossmann (Universität Regensburg), Prof.in Dr. Evi Kostenis (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn). (Foto: © PhoenixGroup (Bei dem Bild handelt es sich um eine Fotomontage))
Kann ein neu entdeckter Wirkstoff das Leben von Menschen mit Diabetes verbessern, indem er Nierenschäden verhindert? Auf welche Weise können spezielle Nanopartikel dazu beitragen, Sehschäden bei Frühgeborenen zu verhindern? Mit diesen wegweisenden Fragestellungen befassen sich Prof. Dr. Jens Schlossmann, Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Regensburg, und Prof. Dr. Achim Göpferich, Lehrstuhl für Pharmazeutische Technologie der Universität Regensburg. Beide Wissenschaftler erhalten für ihre Forschungsarbeiten in diesem Jahr den renommierten und jeweils mit 10.000 Euro dotierten, PHOENIX Pharmazie Wissenschaftspreis.
Die weiteren Preisträger in diesem Jahr sind Prof.in Dr. Evi Kostenis, Professorin am Pharmazeutischen Institut der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn in der Kategorie „Pharmazeutische Biologie“ und Prof. Dr. Thomas Kurz, Professor an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf in der Kategorie „Pharmazeutische Chemie“.
Prof. Dr. Jens Schlossmann erhält den Preis in der Kategorie „Pharmakologie und Klinische Pharmazie“ für seine Arbeit „Activation of soluble guanylyl cyclase signalling with cinaciguat improves impaired kidney function in diabetic mice“, veröffentlicht in: British Journal of Pharmacology, 179(11), 2460–2475. https://doi.org/10.1111/bph.15425
In seiner Forschungsarbeit haben sich Prof. Schlossmann und sein Team mit neuen Therapiemöglichkeiten zur Behandlung von Nierenerkrankungen, die durch die Zuckererkrankung Diabetes Mellitus verursacht werden, beschäftigt. Diese sogenannte „diabetische Nierenerkrankung“ tritt bei ca. 50% der Diabetes-Patienten auf und führt sehr häufig zum Nierenversagen. Bisher sind die Arzneimitteltherapien gegen diese Erkrankung jedoch unzureichend, so dass aus den Untersuchungsergebnissen möglicherweise ein neuer und vielversprechender Therapieansatz entwickelt werden kann. Konkret hat das Team von Prof. Schlossmann untersucht, ob ein zellulärer Botenstoff zyklisches Guanosinmonophosphat (cGMP), das die Funktion von Geweben schützt, möglicherweise bei der diabetischen Nierenerkrankung hilfreich ist. „Durch mehrwöchige orale Gabe von Aktivatoren des Enzyms sGC (lösliche Guanylylzyklase) wurde der Botenstoff cGMP in diabetischen Mäusen erhöht und dadurch die Nierenfunktion verbessert und das Nierengewebe geschützt. Diese Ergebnisse eröffnen eine neue Perspektive, die diabetische Nierenerkrankung nicht nur zu behandeln, sondern möglicherweise auch zu vermeiden“, führt Prof. Schlossmann aus. Mittlerweile gibt es bereits einige Arzneimittelfirmen, die sGC-Aktivatoren bei dieser Erkrankung klinisch testen. Gemeinsam mit Arbeitsgruppen an der Universität Regensburg - insbesondere in der Pharmazie mit der Arbeitsgruppe von Professor Göpferich, der dieses Jahr ebenfalls mit dem PHOENIX-Wissenschaftspreis Pharmazie 2023 geehrt wurde - ist es nun das nächste Ziel, diese sGC Aktivatoren auch spezifisch in Nierenzellen zu transportieren, so dass sie dort lokal in hohen Mengen wirken können. Das könnte ein weiterer wichtiger Schritt zu einer gezielten und sehr effektiven Arzneimitteltherapie gegen die diabetischen Nierenerkrankung sein.
 
Prof. Dr. Achim Göpferich erhält die Auszeichnung in der Kategorie „Pharmazeutische Technologie“ für seine Arbeit „A single intravenous injection of cyclosporin A–loaded lipid nanocapsules prevents retinopathy of prematurity“, veröffentlicht in: Science Advances, 8(38). https://doi.org/10.1126/sciadv.abo6638
Göpferich geht in seiner Arbeit der Frage nach, wie sich mit gezielter Nanotherapie die Erblindung von Frühgeborenen verhindern lässt. Mit jährlich 20.000 erblindeten oder stark sehbehinderten Kindern ist die Frühgeborenenretinopathie die Hauptursache von Erblindung im Kindesalter. Für die Behandlung gibt es derzeit ausschließlich invasive und keine präventiven Therapien, die mit erheblichen Risiken verknüpft sind und deshalb in der Regel nur in Kliniken mit intensivmedizinischen Einrichtungen für Früh- und Neugeborene angewendet werden können. Die Behandlungen umfassen einerseits die Zerstörung von Gewebe in der äußeren Netzhaut durch Kälte (Kryotherapie) oder Laserstrahlen (Laserkoagulation), um in der zweiten Krankheitsphase den Sauerstoffbedarf des Gewebes zu reduzieren, oder andererseits die Injektion von Antikörpern ins Auge, die überschüssig produzierte Wachstumsfaktoren neutralisieren. Gemeinsam ist all diesen Therapien, dass sie mit hohem technischem Aufwand verknüpft sind und auf stark invasiven Therapiekonzepten beruhen. Sie lassen sich aus diesem Grund nur bei verfügbarer medizinischer Infrastruktur für Frühgeborene anwenden. Damit stehen sie in der Regel nur in hochentwickelten Ländern zur Verfügung. Das erklärt, warum die Frühgeborenenretinopathie hauptsächlich für Entwicklungs- und Schwellenländer ein überragendes Problem mit hohen Fallzahlen darstellt. Darüber hinaus ist keine der oben genannten Therapien für eine präventive Behandlung von Frühgeborenen geeignet. Mit Cyclosporin A ist zwar ein bekannter und zugelassener Arzneistoff verfügbar, der die krankheitsursächliche unkontrollierte Vermehrung von Blutgefäßen dämpft, allerdings verteilt sich dieser weder nach oraler Einnahme noch nach Injektion in ausreichender Menge in die Netzhaut. „Zur Lösung des Problems haben wir Nanopartikel als Transporter für Cyclosporin A entwickelt“, erklärt Prof. Göpferich. „An erkrankten Mäusen konnten wir so zeigen, dass sich nach einmaliger intravenöser Injektion Nanopartikel im krankheitsrelevanten Teil der Netzhaut anreichern und für mindestens 5 Tage Arzneistoff freisetzen.“ Mit der Therapie konnten erkrankte Mäuse vollständig geheilt werden. Damit steht erstmalig eine Arzneiform für die Therapie und Prävention der Erkrankung zur Verfügung.
 
Über den Phoenix Pharmazie Wissenschaftspreis
Im Jahr 2023 wurde der PHOENIX Pharmazie Wissenschaftspreis zum 26. Mal verliehen. Die renommierte Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von insgesamt 40.000 Euro (10.000 Euro pro Kategorie) dotiert und wurde den Wissenschaftlern an Ihren jeweiligen Universitäten überreicht.
Seit seiner Gründung im Jahr 1996 verfolgt der PHOENIX Pharmazie Wissenschaftspreis das Ziel, innovative Forschungsprojekte im pharmazeutischen Bereich zu fördern. Unter der Leitung von Prof.in Gabriele König, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, bewertet eine unabhängige Jury eingereichte Arbeiten in den pharmazeutischen Gebieten Pharmakologie und Klinische Pharmazie, Pharmazeutische Biologie, Pharmazeutische Chemie sowie Pharmazeutische Technologie. Teilnahmeberechtigt sind alle wissenschaftlichen Mitarbeiter pharmazeutischer Hochschulinstitute und Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
 
Weitere Informationen zum PHOENIX Pharmazie Wissenschaftspreis und den diesjährigen Preisträgern finden Sie unter: www.phoenixgroup.eu/de/wissenschaftspreis