11. Jahrgang der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien startet an der UR – Regensburger Area-Studies-Preise für Anastasiia Marsheva und Jonas Schmitt

Doktorand*innen der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien an der Universität Regensburg mit ihren Betreuer*innen (Foto: Wagensohn/Universität Regensburg)Doktorand*innen der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien an der Universität Regensburg mit ihren Betreuer*innen (Foto: Wagensohn/Universität Regensburg)
Zur Vorlesungszeit des Sommersemesters beginnt der 11. Jahrgang der Graduiertenschule für Ost- und Südosteuropastudien (GSOSES UR) seine Forschung am Standort Regensburg. Die zehn Doktorandinnen boten Gästen und Kommilitoninnen bei einer Festveranstaltung am 20. April 2023 kurzweilige Einblicke in ihre Projekte (pitches). Professor Dr. Ulf Brunnbauer, Sprecher der Graduiertenschule und Akademischer Direktor des Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS) sowie Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte Südost- und Osteuropas an der Universität Regensburg (UR), begrüßte die junge Gruppe internationaler Doktorandinnen gemeinsam mit dem Dekan der Fakultät für Philosophie, Kunst, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften, Professor Dr. Dirk Steuernagel, der Gleichstellungsbeauftragten der GSOSES UR, Professorin Dr. Sabine Koller, und Vertreterinnen aus Fakultäten und universitären Unterstützungsstrukturen. Zwei weitere besondere Programmpunkte waren der Festvortrag von Professor Dr. Zoran Milutinović (University College London) und die Verleihung des Preises für herausragende Abschlussarbeiten des Jahres 2022 im Bereich Area Studies an der UR an Anastasiia Marsheva und Jonas Schmitt.
Das 2012 ins Leben gerufene strukturierte Promotionsprogramm der Graduiertenschule will die internationale akademische Landschaft im Bereich der Area Studies oder Regionalwissenschaften mit neuen Impulsen versorgen. Zu den Zielen der Graduiertenschule, so ihr Sprecher Brunnbauer, gehöre nicht zuletzt „ihr Beitrag zur Internationalisierung des akademischen Lebens in Regensburg und darüber hinaus“. In enger Kooperation mit dem IOS, dem Leibniz-WissenschaftsCampus „Europa und Amerika in der modernen Welt“ und dem DIMAS – dem Department für interdisziplinäre und multiskalare Area Studies an der UR (ehemals CITAS) bietet das interdisziplinäre und fakultätsübergreifende Promotionsprogramm der Fakultäten für Philosophie, Kunst, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften (PKGG), Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften, Katholische Theologie (SLK) und der Rechtswissenschaften den Promovierenden eine exzellente wissenschaftliche Infrastruktur zu ihren jeweiligen Forschungsgebieten. In organisatorischer Hinsicht werden die jungen Forscher*innen von der Geschäftsführerin der Graduiertenschule, Dr. Heidrun Hamersky und ihrem Team hinsichtlich aller Fragen, die im Laufe eines Doktorats auftauchen, betreut.
 
Projekte der Graduierten
In der Veranstaltung gaben die Early Career Researcher dem Publikum, in das sich auch die Betreuer*innen der Promovierenden und ältere Jahrgänge der Graduiertenschule sowie SeeFField-Visiting Professorin Dr. Daniela Koleva von der Universität Sofia in Bulgarien mischten, Einblick in ihre Dissertationsprojekte. Die jungen Forschenden, die aus Albanien, Brasilien, Deutschland, Kroatien, Kosovo, Russland, Serbien und der Ukraine stammen, bearbeiten im nunmehr elften Jahrgang vielfältige gesellschaftspolitische Themen ebenso wie Fragestellungen mit rechtswissenschaftlichem, bildungspolitischem oder künstlerischem Kontext.
Tila de Almeida Mendonça, noch in der Pre-Doc-Phase, setzt sich mit dem Bildungswesen im Warschauer Ghetto in den Jahren 1939-1943 auseinander und skizziert ein methodisch ebenso wie inhaltlich breites Feld an möglichen Forschungsfragen (Betreuung: Prof. Dr. Natali Stegmann). Nikola Gajić analysiert, wie Zeugenaussagen vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) zu den Kriegen der 1990er Jahre in Jugoslawien von verschiedenen Akteurinnen, etwa nationalistischen Politikerinnen, instrumentalisiert werden (Betreuung: Prof. Dr. Ger Duijzings).
Rina Geci blickt auf den Gesundheitssektor im Kosovo: Sie beschäftigt sich mit dessen politischer Dimension, blickt auf Praktiken privater Anbieter*innen, dazugehörige Märkte, etwa die Türkei oder die Vereinigten Arabischen Emirate, und analysiert die Folgen (Betreuung: Prof. Dr. Ger Duijzings).
Fatos Hoxhauntersucht in seiner Doktorarbeit die gesellschaftliche Dynamik des Lebens der Arbeiter*innen im industriellen Bergbau-Komplex von Trepča in Jahren großer verfassungsrechtlicher Veränderungen in Jugoslawien, 1960 bis 1980. Der Minen-Komplex ist ein besonderer Raum, unweit der bis heute administrativ und sprachlich geteilten Stadt Mitrovica im nördlichen Kosovo (Betreuung: Prof. Dr. Ulf Brunnbauer). Anna Ivanova setzt sich in ihrer Dissertation anhand der Fallbeispiele Lviv und Charkiw damit auseinander, wie sich ukrainische Städte staatlich-politisch und gesellschaftlich von allen Reminiszenzen der sowjetischen Herrschaft befreien. Sie blickt dabei auf Diskurse, Identitäten, Symbole (Betreuung: Prof. Dr. Juliane Tomann).
Marina Israilova setzt sich mit Sankt Petersburger Performance-Künstler*innen auseinander, die ihre Stadt aufgrund des Ukraine-Krieges verlassen haben: Die Doktorandin analysiert städtische Räume, künstlerische und politische Strategien sowie translokale Communities (Betreuung: Prof. Dr. Ger Duijzings). Jana Vinga Martinsinteressiert sich für „Europa im Museum“: Sie untersucht in ihrer Dissertation, wie Museen Europabilder und -narrative darstellen, am Beispiel des Deutschen Historischen Museums in Berlin, dem Tschechischen Nationalmuseum Prag und dem British Museum London (Betreuung: Prof. Dr. Juliane Tomann).
Oleksandr Nadtoka forscht zu historischer Forensik und betrachtet dabei insbesondere Historikerinnen und deren Expertenaussagen vor dem ICTY (Betreuung: Prof. Dr. Ger Duijzings). Sara Žerić blickt auf Gastarbeiterinnen als Faktor der Modernisierung im sozialistischen Jugoslawien der Jahre 1968 bis 1989. Sie untersucht die Arbeitsmigration in ländlichen Räumen aller ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken und setzt sie in Kontext zu deren wirtschaftlicher Entwicklung (Betreuung: Prof. Dr. Ulf Brunnbauer). Die Predoc-Stipendiatin des SeeFField-Projekts Silvana Farruku setzt sich mit Identitätskonstruktionen auseinander und unterzieht Hassreden und Islamophobie in Albanien und im Kosovo einer kritischen Diskurs-Analyse (Betreuung: Prof. Dr. Björn Hansen).
 
Regensburger Area-Studies-Preis
Professor Dr. Ulf Brunnbauer verlieh im Verlauf der Veranstaltung auch den Regensburger Preis für herausragende Abschlussarbeiten im Bereich Area Studies, der aufgrund der exzellenten Einreichungen 2022 mit zwei Preisträger*innen aufwartete.
Akademischer Direktor des IOS und Sprecher der Graduiertenschule, Prof. Dr. Ulf Brunnbauer, zeichnete Jonas Schmitt (l.) und Anastasiia Marsheva (r.) mit dem Regensburger Area-Studies-Preis aus.  (Foto: Wagensohn/Universität Regensburg)Akademischer Direktor des IOS und Sprecher der Graduiertenschule, Prof. Dr. Ulf Brunnbauer, zeichnete Jonas Schmitt (l.) und Anastasiia Marsheva (r.) mit dem Regensburger Area-Studies-Preis aus. (Foto: Wagensohn/Universität Regensburg)
Ein Area-Studies-Preis ging an Anastasiia Marsheva, derzeit Doktorandin und Stipendiatin am International Graduate Centre for the Study of Culture der Justus-Liebig-Universität Gießen. Sie erhielt den Preis für ihre Masterarbeit zum Selbstbild junger Menschen aus Russland. Die Untersuchung entstand im Rahmen des Masterstudiengangs Ost-West-Studien an der Universität Regensburg, den Anastasiia Marsheva im Sommersemester 2022 abschloss (Betreuung: Prof. Dr. Anne Brüske, Prof. Dr. Ger Duijzings). Aktuell beschäftigt sich die junge Forscherin mit ethnienübergreifenden Identitätskonstrukten von Menschen mit Migrationshintergrund aus 'Ost'-, 'Mittelost'- und 'Südosteuropa'.
Der andere Area-Studies-Preis ging an Jonas Schmitt, Lehrer an der Mittelschule in Neutraubling. Jonas Schmitt setzt sich interdisziplinär mit der nachhaltigen Verwaltung von Gemeinschaftsressourcen auseinander und untersuchte in seiner Zulassungsarbeit, wie sich der Nähstoffeintrag Bayerns ins Donaudelta im Kontext der EU-Beitrittsverhandlungen Rumäniens bewerten lässt (Betreuung: Prof. Dr. Rainer Liedtke, Prof. Dr. Ger Duijzings). Als Werkstudent an der bayerischen Landesagentur für Energie und Klimaschutz setzt sich Jonas Schmitt auch weiterhin mit Fragen politischer Zusammenhänge, sozialer Gerechtigkeit, ökologischer Konformität und globaler Nachhaltigkeit auseinander.
 
Area Studies im 21. Jahrhundert
Zum Festvortrag der Eröffnungsfeier begrüßte Brunnbauer Dr. Zoran Milutinović, Professor für südslawische Literatur und moderne Literaturtheorie an der UCL School of Slavonic and East European Studies am University College London. Milutinović setzte sich in seinem Vortrag mit dem Forschungsgebiet Area Studies auseinander, argumentierte, dass sie Fragen stellten, die keine einzelne Disziplin stellen kann, und plädierte dafür, Area Studies eher metaphorisch als metonymisch zu begreifen.
Der Wissenschaftler will Area Studies nicht als Summe von Regionalkenntnissen verstanden wissen, sondern als eine Metadisziplin, die disziplinäre Bemühungen zu einem Feld theoretischer Innovation und Experimente anregt und in dem neue Fragen gestellt, Begriffsvokabeln vorgeschlagen und neue Perspektiven erprobt werden. Dies bedeute aber gewissermaßen auch, sich in einer Art permanenter Krise zu befinden, so Milutinović, immer auf der Suche nach einem geeigneten Gegenstand zu sein und sich in einem fortwährenden Zustand methodologischer Unsicherheit zu befinden.
 
Vielfältige Angebote der UR
Neben ihrer jeweiligen individuellen Forschung, betreut von Professor*innen der UR, können die Graduierten eine Vielzahl von Angeboten der Universität Regensburg wahrnehmen. Dazu gehören die Angebote des Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsdidaktik, die Dr. Birgit Hawelka präsentierte; das Zentrum für Sprache und Kommunikation, zu dessen vielfältigen Angeboten – von Sprachkursen bis akademischer Schreibberatung – Dr. Julia Reinel die Promovierenden einlud. Dr. Angela Weil-Jung stellte das Zentrum für wissenschaftlichen Nachwuchs der UR (WIN) und dessen Möglichkeiten sowie Initiativen von (Post-)Docs für (Post-)Docs der UR vor.
 
 
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