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Ausgrabungen geben wichtige Aufschlüsse zur Erschließung durch römische Siedler

Ministero della Cultura - Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio per l'Area metropoli-tana di Venezia e per le Province di BellunoMinistero della Cultura - Soprintendenza Archeologia, Belle Arti e Paesaggio per l'Area metropoli-tana di Venezia e per le Province di Belluno
Tongewichte von Fischereinetzen (Foto: © Universität Regensburg / Francesca Pandolfo)Tongewichte von Fischereinetzen (Foto: © Universität Regensburg / Francesca Pandolfo)In diesem Frühjahr führte das Institut für Klassische Archäologie der Universität Regensburg eine erste Grabungskampagne zur Erforschung einer römischen Villa in Bibione an der Oberen Adria (Italien) durch. Dabei konnten wichtige neue Erkenntnisse insbesondere zu spätantiken Bau- und Nutzungsphasen dieser Anlage gewonnen werden.
Die Grabungsarbeiten dauerten drei Wochen, vom 21. März bis 8. April 2022, und wurden nach Einwilligung und unter Aufsicht der zuständigen Bodendenkmalpflegebehörde (Soprintendenza Archeo-logia, Belle Arti e Paesaggio per l'Area metropolitana di Venezia e per le Province di Belluno) und in enger Zusammenarbeit mit Partnern der Universität Padua durchgeführt. Wesentliche Unterstützung gewährten auch Eigentümer und Pächter des Geländes.
Grabungsarbeiten in Bibione (Foto: © Universität Regensburg / Dirk Steuernagel)Grabungsarbeiten in Bibione (Foto: © Universität Regensburg / Dirk Steuernagel)
So konnte das deutsch-italienische Grabungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Dirk Steuernagel vom Institut für Klassische Archäologie der Universität Regensburg auf einer Fläche von etwa vierzig Quadratmetern mehrere Räume der Villa feststellen, an denen sich die Erweiterung eines frühen Kerns aus dem Anfang des 1. Jhs. n. Chr. durch Anbauten des 4. bis 5. Jhs. n. Chr. nachvollziehen lässt. Die Villa liegt an der Nordseite einer wohl auf prähistorische Zeit zurückgehenden Sanddüne („Mutteron dei Frati“ genannt) und damit in unmittelbarer Nähe der antiken Küstenlinie. Der berühmte Strand des heutigen Bibione ist hingegen mehrere hundert Meter entfernt.
Die Anlage der Villa dürfte mit der ökonomischen Nutzung von Ressourcen des Meeres, insbesondere Fischfang und -zucht, zusammenhängen, worauf nicht zuletzt die Funde von Tongewichten zur Beschwerung von Fischereinetzen hindeuten. Die mächtigen Mauern aus Kalkstein, der aus rund 50 Kilometern entfernten Steinbrüchen kam, sowie die recht aufwändige Ausstattung der Räume, unter anderem mit Mosaikfußböden, weisen zugleich auf einen gehobenen Lebensstil der Villeneigentümer hin. Die Anlage gibt somit wichtige Aufschlüsse für die Erschließung der nördlichen Adriaregion durch römische Siedler.
Gerenderte Ansicht eines 3D-Modells der Grabungsfläche (Foto: © Universität Regensburg / Alice Vacilotto)Gerenderte Ansicht eines 3D-Modells der Grabungsfläche (Foto: © Universität Regensburg / Alice Vacilotto)
Die Villa ist schon seit langem bekannt. Erste Erwähnungen archäologischer Entdeckungen reichen sogar bis ins 18. Jahrhundert zurück. Ausgrabungen wurden ebenfalls bereits zu verschiedenen Zeiten unternommen, jedoch ohne dass es gelungen wäre, den Gesamtkomplex und sein räumliches und wirtschaftliches Umfeld systematisch zu erforschen. Eben zu diesem Zweck haben nun Archäologinnen und Archäologen, aber auch Vertreter verschiedener geo- und naturwissenschaftlicher Disziplinen aus Regensburg und Padua ein umfassendes Forschungsprogramm entwickelt. Im Vorfeld der diesjährigen Grabung konnten im November 2021 bereits erste Feldbegehungen im Umland unter Federführung der Universität Padua (Prof. Dr. Maria Stella Busana) stattfinden, die weitere Siedlungsplätze aus römischer Zeit identifizierten. Im selben Zeitraum fanden geoelektrische Prospektionen unter der Leitung von Prof. Ing. Rita Deiana (Universität Padua) statt, mit deren Hilfe für die Grabung interessante Flächen definiert werden konnten. Um die Forschungen in Zukunft fortführen und noch ausweiten zu können, haben die Regensburger Archäologen eine finanzielle Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft beantragt.
 
 
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