Die Karl-Ritter-von-Frisch-Medaille 2021 geht an den Verhaltens- und Evolutionsbiologen Jürgen Heinze

Prof. Jürgen Heinze wird mit der Karl-Ritter-von-Frisch-Medaille ausgezeichnet. (Foto: © Stefan Buchhauser/UR)Prof. Jürgen Heinze wird mit der Karl-Ritter-von-Frisch-Medaille ausgezeichnet. (Foto: © Stefan Buchhauser/UR)Der Wissenschaftspreis der Deutschen Zoologischen Gesellschaft (DZG) wird in diesem Jahr zum 20. Mal verliehen. Die Karl-Ritter-von-Frisch Medaille geht heuer an den Zoologen, Verhaltens- und Evolutionsforscher Prof. Dr. Jürgen Heinze aus Regensburg. Die Auszeichnung gilt als bedeutendster Wissenschaftspreis der Zoologie im deutschsprachigen Raum und würdigt hervorragende, insbesondere solche Werke, die eine Integration der Erkenntnisse mehrerer biologischer Einzeldisziplinen darstellen. Die Karl-Ritter-von-Frisch-Medaille ist mit 10 000 Euro dotiert.
Jürgen Heinze erhält den Preis für seine umfassenden wissenschaftlichen Arbeiten, die unser Verständnis des Verhaltens und der Evolution sozialer Insekten erweitert haben und in Anerkennung seines Einsatzes für die zoologische Forschung im Allgemeinen. Er ist ein weltweit anerkannter Experte für Sozialverhalten, Altern und Reproduktion bei sozialen Insekten. Die Evolution von Gruppenstrukturen, alternativen Fortpflanzungstaktiken und Lebensweisen steht dabei im Fokus seiner Studien. Untersuchungen dazu, wie Ameisen Staaten bilden, wie sie sich organisieren und Konflikte lösen, geben faszinierende Einblicke in Manipulation und Überwachung in komplexen Netzwerken. Tarnungstricks, um Konkurrenten auszuschalten und sogar Heiratsvermittlung sind im Verhaltensrepertoire. Besonders interessant ist, dass bei Ameisen, wie auch bei anderen sozialen Insekten, ein positiver Zusammenhang zwischen Lebensdauer und Fortpflanzungserfolg besteht, im Gegensatz zu den meisten anderen Tierarten.
„Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung“, erklärt Professor Heinze nach bekanntgabe der Auszeichnung. „Karl von Frisch, nach dem dieser Wissenschaftspreis benannt ist, hat ja selbst vor allem an Bienen gearbeitet. Unsere Regensburger Arbeiten an Ameisen stehen sozusagen in der Tradition der von ihm initiierten Forschung an sozialen Insekten. Und dass der Preis in Würzburg verliehen werden soll, einem der großen Zentren der Forschung an sozialen Insekten in Deutschland, passt hier natürlich auch sehr gut", so der Regensburger Professor weiter.
Die herausragende Forschungspersönlichkeit von Jürgen Heinze spiegelt sich in einer Vielzahl an Berufungen und Auszeichnungen wider. Bereits 2004 wurde er in die nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina aufgenommen, seit 2008 ist er Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er ist Mitglied im Expertengremium für die Exzellenzstrategie, beriet die DFG unter anderem im Senat und als Fachkollegiat und ist seit einigen Jahren Mitglied des Wissenschaftsrates, dem wichtigsten wissenschaftspolitischen Beratungsgremium in Deutschland. Im internationalen Rahmen engagiert er sich als Mitglied des erweiterten Präsidiums der International Society of Zoological Sciences. Hervorzuheben ist zudem sein Engagement für den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Er ist Mitherausgeber der Zeitschriften Frontiers in Zoology und Behavioral Ecology and Sociobiology. Darüber hinaus ist er selbst Autor einer großen Zahl vielzitierter Originalartikel und Herausgeber mehrerer Bücher.

 Zur Person:

Jürgen Heinze hat Biologie an der TH Darmstadt studiert und 1988 seine Dissertation über Königinnenpolymorphismus bei nordamerikanischen Ameisen bei Prof. A. Buschinger erstellt. Anschließend arbeitete er bis Juni 1989 als PostDoc an der Harvard Universität (USA) bei Prof. E.O. Wilson an Freilandstudien zur Systematik, Populationsbiologie und Ökologie nordamerikanischer Leptothorax-Ameisenarten in Quebec, New England, Alberta und British Columbia. Er setzte seine Studien am Theodor-Boveri-Institut der Universität Würzburg von1989 bis 1995 am Lehrstuhl für Verhaltensphysiologie und Soziobiologie bei Prof. Dr. B. Hölldobler als wissenschaftlicher Assistent fort. Sein Fokus lag in dieser Zeit auf Populationsbiologie, Soziogenetik und reproduktiven Konflikten in Ameisenstaaten. 1994 folgte die Habilitation für das Fach Zoologie an der Universität Würzburg zum Thema “Kooperation und Konflikt im Ameisenstaat”. Von 1995 – 1996 wurden seine Arbeiten durch ein Heisenbergstipendium der DFG gefördert. Ein Ruf an das Zoologische Institut I der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg folgte unmittelbar im Anschluss. Dort forschte und lehrte er von 1996 bis 2000. Seit 2000ist er Lehrstuhlinhaber für Zoologie und Evolutionsbiologie an der Universität Regensburg. Seine Forschung führte ihn mittlerweile in die verschiedensten Teile Asiens, Afrikas und Amerikas sowie nach Australien.

Über die Karl-Ritter-von-Frisch-Medaille 2021

Hauptstifter des Preisgeldes ist der Inter-Research Wissenschaftsverlag, Oldendorf / Luhe, gegründet von Prof. Dr. Dr. h.c. Otto Kinne. Die Preisverleihung findet in einer Präsenzveranstaltung mit einem Festakt während der 113. Jahrestagung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft am 30. August 2021 in Würzburg statt. Die Tagung mit einer Palette an wissenschaftlichen Vorträgen wird pandemiebedingt erstmalig nur im digitalen Format durchgeführt.



Bastian Schmidt
Pressereferent

UR – Universität Regensburg
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