Drei starke SPD-Frauen – drei starke Rednerinnen
Seit den 25 Jahren, in denen die SPD-Abgeordnete Johanna Werner-Muggenforfer dem bayerischen Landtag angehört, lädt sie regelmäßig zeitnah zum Frauentag, der am 8. März begangen wird, zum Frauenempfang. Weil sie diesmal Natascha Kohnen, die Generalsekretärin der BayernSPD als Star-Gast hatte gewinnen können, gewährte die Abgeordnete „als einmalige Ausnahme“ auch Männern Zutritt auf das Ausflugsschiff „MS Renate“. Auch Anja König, die SPD-Bundestags-Direktkandidatin für den Wahlkreis Landshut-Kelheim schaute vorbei.
Ihrer Gastgeberin zollten die beiden prominenten Kolleginnen Anerkennung und Respekt. Die Generalsekretärin unter anderem „weil Johanna Werner-Muggendorfer noch immer als treibende Kraft in der Fraktion gilt“, und die Kandidatin für den Bundestag „weil diese Politikerin nie ihre Bodenständigkeit verloren hat“. Alle drei SPD-Frauen konzentrierten sich in ihren Ansprachen auf die Chancenungleichheit, die bis heute bei Löhnen und Gehältern zwischen Mann und Frau herrsche. „Dieses Thema müssen wir so lange am Kochen halten, bis eine Gleichstellung endlich Realität wird“, betonte Johanna Werner-Muggendorfer und zitierte aus einer Studie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) laut der die Frauen in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern in dieser internationalen Vereinigung nur 22 Prozent zum Familienhaushalt beitragen, während es in Dänemark zum Beispiel 42 Prozent sind. Trauriges Resultat der miesen Bezahlung sei oft Armut, von der in der Regel Alleinerziehende und Rentnerinnen betroffen seien.
„Armut ist weiblich“, da waren sich die Rednerinnen genauso einig wie in der Ursache für die schlechteren beruflichen Chancen für Frauen, vor allem wenn sie Mütter sind: Die mangelnde Kinderbetreuung, die keine Vollzeitbeschäftigung erlaube.
Alle Rednerinnen gingen auch auf den Kanzlerkandidaten Martin Schulz ein, der der SPD zu neuem Schwung und einem Mitgliederzuwachs verholfen habe: 10.000 in Deutschland davon 1.000 im Freistaat holten sich in den letzten Wochen ein rotes Parteibuch. „Allerdings sind davon nur ein Drittel Frauen“, bedauerte Natascha Kohnen, welche zu Respekt in der Politik aufrief: „Mit Beschimpfungen, wie sie die CSU pflegt, geht man nicht miteinander um“. Sie seien „Gift für die Demokratie“. Für die SPD gelte es daher jetzt „ohne Polemik und persönliche Angriffe auf den politischen Gegner“ um die soziale Sicherheit zu kämpfen. Dazu gehöre neben gleicher Bezahlung vor allem eine flächendeckende sowie kostenlose Kinderbetreuung, bezahlbarer Wohnraum und Chancengleichheit in der Bildung. „Wir brauchen einen starken Sozialstaat“, der Deutschland und damit auch das derzeit auseinanderdriftende Europa stärken könne.
„Weil sie ein Gespür hat für die Menschen und deren Gefühle ansprechen kann“, wie Johanna Werner-Muggendorfer es formulierte, erntete die Gastrednerin begeisterten Applaus von den Anwesenden.Natascha Kohnen gehört zu den mittlerweile sechs Kandidaten, die sich um die Nachfolge von Florian Pronold als Chef der BayernSPD bewerben. Die Generalsekretärin gilt zudem als dessen Favoritin. Sie hatte die jetzt geplante Befragung der Mitglieder über die Kandidaten vor der Ernennung angeregt.
Einige Herren waren auch der Einladung auf das Schiff gefolgt, allen voran Neustadts Dritter Bürgermeister Bernhard Rieger und die SPD-Urgesteine Carsten Wettberg und Erwin Huber. Sie nutzten die einmalige Gelegenheit, sich nach den Ansprachen unter das Frauenvolk zu mischen und bei leckeren Häppchen und Getränken den Abend mit Smalltalks ausklingen zu lassen.