Das Becken des ehemaligen Ludwig-Donau-Main-Kanals wird saniert
Vor rund 40 Jahren wurde zuletzt das Becken des alten Kanalhafens in Kelheim saniert. Mit den Jahren sammelt sich jedoch wieder Schlamm und Unrat an. Es wurde also Zeit, das alte Hafenbecken wieder einmal gründlich aufzuräumen. Um diese Aktion zu ermöglichen, musste erst einmal das Wasser abgepumpt werden. Unter der Leitung von Ulrich Menacher vom Wasserwirtschaftsamt Landshut und mit Hilfe des Kreisfischervereins Kelheim wurde am Mittwoch früh morgens um 6:00 Uhr mit der Aktion begonnen. Der Kreisfischerverein wurde dazu geholt, da er die Gewässer vom Freistaat Bayern gepachtet hat und für die Fauna im Gewässer zuständig ist.
Bei der Aktion werden zeitgleich mit dem Abpumpen des Wassers die darin lebenden Fische, Krebse und Muscheln nicht nur eingesammelt, sondern auch eine Bestandsaufnahme über die Anzahl der Arten und der Menge getroffen. Dass dabei auch einiges an Unrat zutage trat, ist eine der unschönen Seiten der Räumungsaktion. Die Fische, Krebse und Muscheln werden in extra dafür aufgestellten Auffangbecken zwischengelagert, um später die aussortierten Fischarten, die in dem Gewässer heimisch sind, zur Auffangstation in Essing zu bringen. Vor allem Graskarpfen sind dabei nicht so erwünscht, da diese, wie der Name schon andeutet, die Wasserpflanzen des Gewässers abgrasen. Für andere Fischarten sind aber gerade diese Pflanzen zum Laichen überlebensnotwendig.
Gemeinsam mit Manfred Beck, 1. Vorsitzender des Kreisfischervereins Kelheim e. V. , hat Katharina Stöckl von der TU München/LfU, Koordinationsstelle für Muschelschutz, bei der Aktion die mühsam geborgenen Muscheln nach den Arten und dem Alter sortiert, gezählt und gelistet. Dabei wurden neben den heimischen Maler- und Teichmuscheln auch die Zebramuscheln (eine Wandermuschel) in großer Anzahl festgestellt. Diese Muschelart stammt ursprünglich aus dem Schwarzen Meer und verbreitet sich vor allem durch die Schifffahrt zunehmend in den heimischen Gewässern. Da sie ein Nahrungskonkurrent zu den heimischen, unter Artenschutz stehenden Muscheln ist, ist ihr Vorkommen nicht erwünscht, aber nicht zu verhindern.
Trotzdem konnte beim Sortieren und Zählen festgestellt werden, dass die heimischen Muschelarten in verschiedenen Altersstufen vorhanden sind und damit eine intakte Fauna belegen, so Manfred Beck. In ebenfalls großer Anzahl waren die Schwarzmeergrundeln vorhanden, die wie der Name schon sagt, ebenfalls durch die Schifffahrt aus dem Schwarzmeer mitgebracht wurden. Diese nichtheimische Fischart hat sich inzwischen enorm ausgebreitet. Die Schwarzmeergrundel ist ein Brackwasserfisch, sie kann sowohl im Süßwasser als auch im Meerwasser, allerdings nur mit nicht zu hohem Salzgehalt, leben.
Trotz der aufwändigen Fischbergeaktion konnten bereits am Nachmittag die Bagger im Zulauf zum Hafenbecken mit dem Ausbaggern beginnen. Im Hafenbecken selbst wurde noch mittels Elektrofischen unter der Aufsicht von Manfred Beck die Fische, welche noch nicht mit Netzen geborgen werden konnten, Stück für Stück aus dem Wasser geholt und in die Auffangbecken gebracht. Das Elektrofischen ist eine Art des Fischens, die nur extra dafür ausgebildete Angler und Fischer durchführen dürfen. Das Besondere daran ist, dass die Fische bei sachgemäßer Durchführung dabei nicht verletzt werden und so schonend gefangen werden können. Insgesamt 40 Helfer hat der Kreisfischerverein Kelheim e. V. aufgebracht, um die Aktion zügig und mit der gebotenen Sorgfalt durchzuführen. Die Sanierung des Hafenbeckens und des Vorbeckens mit Verbindung zum Main-Donau-Kanal wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, danach werden die heimischen Muscheln, Fische und Krebse wieder im neu befüllten Becken ausgesetzt.
Wie Manfred Beck dem Bad Abbacher Kurier erklärte, ist der alte Kanalhafen mit seinem Wasserlauf in Kelheim ein aufwändiges System. Die kleinen Wasserläufe der Kelheimer Altstadt und der alte Kanalhafen werden mit Hilfe von Pumpen mit Wasser versorgt, um das Altstadtbild zu erhalten.