Das jährliche Mädchenparlament der SPD im Bayerischen Landtag
„Engagiert und ganz bei der Sache. So etwas zu erleben, ist richtig schön.“ Johanna Werner Muggendorfer ließ sich förmlich mitreißen als beim neunten „Mädchenparlament“ der SPD-Fraktion im Landtag die verschiedenen Argumente nur so hin und her flogen. Die Abgeordnete aus Neustadt an der Donau (Landkreis Kelheim) war heuer Gastgeberin für eine achte Klasse des Gymnasiums in Rohr.
Auch wenn sich die 18 Mädels zwischen 13 und 15 Jahren im Vergleich zu den anderen 160, die aus ganz Bayern ins Münchner Maximilianeum gekommen waren, ein bissen jung vorkamen, zeigten sie keine Scheu bei der Teilnahme an den regen Debatten.
Sechs Themen standen zur Auswahl. Auf die durften sich die Schülerinnen in einzelnen Arbeitskreisen vorbereiten. MdL Johanna Werner-Muggendorfer betreute gemeinsam mit ihrer Kollegin Angelika Weikert aus Mittelfranken die Gruppe, die sich zum Pro und Contra von Tierversuchen Gedanken machte. Beide Politikerinnen versorgten die Mädchen mit praktischen Tipps aus dem Parlamentsalltag, mischten sich jedoch nicht in die Meinungsbildung ein. Die tendierte zu Beginn ganz klar gegen Experimente mit Tieren, schwenkte dann aber zum Kompromiss: Ja, aber nur wenn es um lebensbedrohliche, noch unbekannte Krankheiten geht, die es zu erforschen gilt und ohne Quälerei. Zudem müsse parallel an Alternativen (Mikroorganismen oder Zellkulturen im Reagenzglas) geforscht werden.
Der Entscheidung vorangegangen war eine leidenschaftliche Diskussion, ebenso wie beim Thema „Wählen mit 16“, bei dem sich eine knappe Mehrheit schließlich dafür entschied. Auch Lia (13) und Leonore (14) aus der von Johanna Werner-Muggendorfer betreuten Gruppe hatten sich für das Pro entschieden. „Nur müsste man vorher politisch viel besser informiert werden,“ fanden die beiden.
So, wie ihre Gastgeberin vor 25 Jahren einmal in den Landtag einzuziehen, können sie sich heute noch genauso wenig vorstellen, wie ein Mandat im Gemeinderat. Wie ihre Mitschülerinnen hatten sie sich im Bus vorbereitet. Teresa Schirmbeck, die begleitende Lehrerin hat das so gewollt: „Auf der Fahrt können sie in Ruhe und konzentriert arbeiten.“
Zurück im Klassenzimmer am Rohrer Gymnasium wurde der Informationstag ausführlich nachbereitet. Da stellte sich aber noch einmal deutlich heraus: Alle waren begeistert, fühlten sich aber den Älteren unterlegen.
Die grüne Gentechnik war der einzige Punkt, der in der Parlamentsdebatte von einer satten Mehrheit strickt abgelehnt wurde, mit Google Street View können dagegen die Meisten leben, ebenso wie mit einer Freigabe von Cannabis . Das digitale Klassenzimmer fand fast generelle Zustimmung.
„Die meisten der Argumente der Mädchen hatten wirklich Hand und Fuß,“ freute sich Johanna Werner-Muggendorfer. Jetzt hofft die Abgeordnete nur noch, „dass wir das politische Interesse wecken konnten.“ Wie ihre Kolleginnen liegt der alt gedienten Politikerin das politische Engagement der Frauen „sehr am Herzen.“ Denn noch immer sitzen nach ihrer Meinung „viel zu wenig an den Schaltstellen der Politik“. Mit einem weiblichen Anteil von 42 Prozent steht die SPD -Fraktion fast beispielhaft da, verglichen mit dem 20prozentigen Frauenanteil in der CSU. Doch noch immer bleiben im Freistaat Politikrinnen in Führungspositionen in der Minderheit: vier Landrätinnen stehen 67 Landräten gegenüber, in den Stadträten sind Frauen zu 32 in den Kreistagen nur zu 24,4 Prozent vertreten.
Artikel verfasst von Gabriele Scholtz von Scholtz und Schorschi