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Was würde dieses Projekt für Saal bedeuten?

Logo Saal a. d. Donau (Grafik: Gemeinde Saal a. d. Donau)Der Gemeinderat Saal hat sich für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zu dem Projekt Seilbahn zwischen Saal und Kelheim ausgesprochen. Die Auftragserteilung an ein Ingenieurbüro zur Erstellung der Machbarkeitsstudie ist ausgeschrieben und wird in den nächsten Wochen nach der Submission erfolgen. Aufgrund des in Kelheim laufenden und nun auch in Saal geplanten Bürgerbegehrens soll eine Information zu dem Projekt „Seilbahn“ über Kosten und Chancen für Saal die Bürger informieren und aufklären.
Im März 2022 wurde das Projekt Seilbahn erstmals dem Gemeinderat Saal vorgestellt. Es erfolgte eine umfassende Information zu einer möglichen Seilbahn zwischen Saal und Kelheim. Der Grundgedanke dieses Projekts ist die Anbindung des Bahnhofs Saal an die Kreisstadt Kelheim durch eine urbane Seilbahnverbindung. Ein von der Bundesregierung aufgestelltes Förderprogramm für Modellprojekte, welche die Leistungsfähigkeit und verkehrliche Integrierbarkeit urbaner Seilbahnen außerhalb von Ballungsräumen und Großstädten beweisen sollen, bietet die Grundlage zur Finanzierung dieses Projekts. Das bedeutet, dass 90 % der Baukosten mit Bundesmitteln gefördert werden. Nach Vorstellung des Projekts in Berlin beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr sowie dem Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, erhielt die Studie aus Kelheim den Zuschlag zur weiteren Planung und Erstellung einer Machbarkeitsstudie, welche mit 65 % gefördert wird. Diese Fördergelder können nur für die vorgenannten Projekte verwendet werden und nicht für andere Maßnahmen.
Die Seilbahn zwischen Saal und Kelheim würde von Kelheim Wöhrdplatz über die Sportinsel entlang des RMD-Kanals bis zur Einmündung RMD-Kanal in die Donau, dann über die Donau zum Gewerbegebiet Hafen Kelheim/Saal bis zur Talstation Höhe Bahnhof Saal nördlich der Bahngleise führen. Von dort würde ein höhenfreier Übergang zu den Bahngleisen führen, ähnlich den Arkaden in Regensburg. Die Seilbahn hätte eine Streckenlänge von 5 km, 44 Gondeln und würde vom Wöhrdplatz bis nach Saal Bahnhof bei einer Geschwindigkeit von 25 km/h 12 Minuten benötigen. Wartezeiten würde es keine geben, da es eine Einseilumlaufbahn wäre, so wie man diese aus den Skigebieten kennt. Benutzen könnte man die Seilbahn mit dem ganz normalen ÖPNV Ticket, auch Deutschlandticket, ohne Zuzahlung.
Zum Bau der Seilbahn müssten 21 Stützen aufgestellt werden. Da die Seilbahn mit einem Elektromotor betrieben wird, wäre es ein klimaneutrales Verkehrsmittel und würde zu einer deutlichen Reduzierung des CO² Ausstoßes beitragen. Weitere Vorteile der Seilbahn wären eine barrierefreie Mobilität, ein ganzjähriger sowie stressfreier und zeitsparender Transport (auch von Fahrrädern), eine Entlastung der Straßen nach und durch Kelheim (Regensburger Straße, KEH 38) sowie eine Anbindung der Stadt Kelheim an den Bahnhof in Saal.
Eine erste, grobe Kostenschätzung geht von Baukosten in Höhe von ca. 28 Mio. € aus. 90 % würde der Staat übernehmen, die restlichen 10 % würden Saal und Kelheim im Verhältnis 30 zu 70 übernehmen, da 70 % der Strecke auf Kelheimer Gebiet verlaufen und 30 % auf Saaler Gebiet. Das würde bedeuten, dass auf Grundlage der groben Kostenschätzung Kelheim mit einem Anteil von ca. 1.960.000 € und Saal mit 840.000 € am Projekt beteiligt wären. Die Machbarkeitsstudie kostet ca. 165.000 €. Bei einer Förderung von 65 % kostet die Machbarkeitsstudie Kelheim 40.425 € und Saal 17.325 €
Auf Grundlage dieser Informationen sprach sich im Mai 2022 der Gemeinderat Saal für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zum Seilbahnprojekt „Smart Urban Connection“ mit 10 : 2 Stimmen aus. Der Stadtrat in Kelheim sprach sich mit 12 : 11 Stimmen für eine Machbarkeitsstudie aus.
Die Machbarkeitsstudie dient als Planungsbasis für das Gesamtprojekt, wodurch nach Abschluss der festgelegten Arbeitspakete ein klares und sachlich fundiertes Fazit gezogen und eine konkrete Empfehlung der Projektdurchführung ausgesprochen werden kann. Das Ergebnis der Machbarkeitsstudie ist die Entscheidungsgrundlage für die Stadt- und Gemeinderäte, ob man sich für oder gegen den Bau einer Seilbahn ausspricht.
Arbeitsfelder der Machbarkeitsstudie sind zum Beispiel:
  • Verkehrliche Anwendungsfälle/Reisezeiten
  • Planung des Systems Seilbahn
  • Wirtschaftlichkeitsanalyse
  • Optimierung von Umsteigezeiten – Bau einer weiteren Zwischenstation z. Bsp. in Kelheim-Bauersiedlung
  • Nachfrageprognose /Verkehrsmodellierung
  • Vernetzung mit dem übrigen ÖPNV und Individualverkehr
  • Seilbahnstationen als zentrale Verknüpfungspunkte und Mobilitätsstationen
  • Tarifliche Integration
  • Systemvergleiche führen
  • Städtebauliche Integration und Architekturqualität (Durch eine zeitgemäße architektonische Gestaltung soll außerdem eine Aufwertung der Seilbahnstationsumgebung entstehen)
  • 2- und 3- dimensionale Plandarstellung der Bauwerke im städtebaulichen Kontext
  • Analyse der Sichtachsen
  • Höhenlage der technischen Bauwerke
  • Höhenlage der Stationen mit Nachbarbebauung
  • Untersuchung der Einsehbarkeit durch Kabinen in betroffene Wohnbebauungen
  • Untersuchung der Verschattung durch Stationen, Kabinen und Stützen
  • Untersuchung seilbahnrechtlicher Rahmenbedingungen
  • Untersuchung zusätzlicher Nutzungsoptionen
  • Konzept der Barrierefreiheit
  • Frühzeitiger Kontakt zu Fachbehörden bzw. Klärung fachlicher Belange
  • Frühzeitige und kontinuierliche Bürgerbeteiligung
Diese kurze Auflistung der Arbeitsfelder soll aufzeigen, dass man sich mit dem Thema intensiv befasst und diese Informationen für die Entscheidungsträger (Gemeinderat, Stadtrat) erforderlich sind, um eine fundierte Entscheidung mit der notwendigen Fachkenntnis treffen zu können. Ohne Machbarkeitsstudie ist diese sicherlich keinem Entscheidungsträger möglich.
 
Welche Vorteile hat die Gemeinde Saal durch eine Seilbahn?
Der Bahnhof in Saal wurde aufwendig saniert und wird von der Gemeinde Saal a.d.Donau in Kürze erworben. Nächstes Jahr ist geplant, dass der Bahnhofsvorplatz und der Bereich im Westen des Bahnhofs zu einem modernen Busbahnhof mit Parkplätzen, Fahrradabstellplätzen und einem hochwertigen Aufenthaltsbereich umgestaltet werden.
Da die Parkplätze im Umfeld des Bahnhofs schon jetzt deutlich zu wenig sind, ist die Gemeindeverwaltung bemüht, neue Parkplätze zu generieren. Dieses wäre im Bahnhofsumfeld nur möglich, durch den Bau eines Parkhauses, wozu die Gemeinde neben dem Bahnhof nicht ausreichen Grund besitzt und es zudem sehr kostenintensiv wäre, ein Parkhaus zu bauen. Eine weitere Möglichkeit ergibt sich in den nächsten 2 – 3 Jahren, wenn nördlich des Bahnhofs das Gewerbegebiet auf dem Gries teilerschlossen wird. Die Talstation (Haltepunkt in Saal) der Seilbahn wäre nördlich des Bahnhofs. Dort würde im Rahmen des Seilbahnhaus die notwendige Infrastruktur geschaffen. Das bedeutet, dass am Haltepunkt der Seilbahn in Saal Parkplätze gebaut würden und vom Haltepunkt aus barrierefrei ein höhenfreier Übergang zum Bahnhof geschaffen werden würde. Dieses würde den Bahnhof in Saal erheblich aufwerten, einen barrierefreien Zugang zu den Zügen schaffen und die Parkplatzproblematik wäre beseitigt.
Wenn man davon ausgeht, dass Saal diese notwendige Infrastruktur ohne Seilbahn selbst schaffen müsste, würden die rund 900.000 € (Anteil am Bau der Seilbahn und Machbarkeitsstudie) Kostenbeteiligung der Gemeinde Saal a.d.Donau am Projekt Seilbahn nicht annähernd ausreichen um diese Infrastruktur selbst zu schaffen.
Sollte die Machbarkeitsstudie ergeben, dass die Seilbahn, welche durch Kelheim und Saal betrieben werden würde, kostendeckend betrieben werden könnte, so kann es nur richtig sein, einen Bau der Seilbahn nach Saal zu befürworten.
 
Fazit:
Ich habe als Bürgermeister einen klaren, demokratisch zustande gekommenen, Mehrheitsbeschluss des Gemeinderates (10 : 2) umzusetzen und stehe auch selbst nach wie vor hinter dem Projekt „Seilbahn“. Meine endgültige Entscheidung, ob ich dem Bau der Seilbahn zustimme, wird sich nach dem Ergebnis der Machbarkeitsstudie richten. Ich denke und weiß, dass die Mehrheit des Gemeinderates ebenfalls so denkt, da dieses auch bei der Diskussion zur Zustimmung der Machbarkeitsstudie von einigen Räten so geäußert wurde.
Eine Unterschriftenaktion (Bürgerbegehren) gegen die Seilbahn bzw. eine weitere finanzielle Beteiligung der Gemeinde Saal a.d.Donau am Projekt Seilbahn zum jetzigen Zeitpunkt durchzuführen, ist für mich nicht nachvollziehbar und unverständlich. Man sammelt Unterschriften gegen ein Projekt (Seilbahn) welches bisher überhaupt nicht beschlossen wurde. Das ergibt für mich keinen Sinn. Sollte der Bau der Seilbahn durch die Entscheidungsträger nach Bewertung der Machbarkeitsstudie beschlossen werden, dann ist ein Bürgerbegehren ein legitimes und demokratisches Mittel, den Bau zu verhindern, aber nicht jetzt. Sollten die Gremien nach Erhalt der Machbarkeitsstudie den Bau der Seilbahn ablehnen, ist die Unterschriftenaktion überflüssig gewesen. Die Machbarkeitsstudie kann durch Bürgerbegehren, in der Folge dann durch Bürgerentscheid, nicht mehr verhindert werden, da diese beschlossen wurde und die Gemeinde Saal und die Stadt Kelheim vertraglich verpflichtet sind, diese zu beauftragen.
 
Christian Nerb
Erster Bürgermeister der Gemeinde Saal a.d.Donau