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Gedenken an das KZ-Außenlager Saal

v.l.: Thomas Muggenthaler, Ronja Aunkofer, Maria Rauscher, Birgit Eisenmann, Christian Nerb (Foto: Verena Stefanowitz, Gemeinde Saal)v.l.: Thomas Muggenthaler, Ronja Aunkofer, Maria Rauscher, Birgit Eisenmann, Christian Nerb (Foto: Verena Stefanowitz, Gemeinde Saal)
Am 29. April wurden die Häftlinge des KZ-Außenlagers Saal an der Donau, wie Jakob Haiblum, im Konzentrationslager Dachau von der US-Armee befreit. Sie waren am 20. April zu Fuß von Saal nach Dachau getrieben worden. Viele Häftlinge haben diesen Todesmarsch nicht überlebt. Jakob Haiblum, der heute in Israel lebt, war in diesem Jahr nicht nach Deutschland gekommen, hat sich aber gefreut, dass es einen Gedenkakt gab, berichtet Birgit Eisenmann, die den Kontakt zu ihm hält. An diesen Todesmarsch, den Jakob Haiblum überlebt hat, erinnerten heuer die Redner beim Gedenkakt der Gemeinde Saal an der Donau, der am Gedenkstein in der Teugner Straße abgehalten und von der Musikgruppe Familie Poschenrieder würdevoll umrahmt wurde.
Stele am Gedenkstein beim Verbrennungsplatz (Foto: Verena Stefanowitz, Gemeinde Saal)Stele am Gedenkstein beim Verbrennungsplatz (Foto: Verena Stefanowitz, Gemeinde Saal)Der Journalist Thomas Muggenthaler aus Regensburg, der seit vielen Jahren zum KZ Flossenbürg und seinen Außenlagern recherchiert, zitierte einen ehemaligen Häftling, um die Situation in Saal, einem Außenlager des KZ Flossenbürg, zu beschreiben. „Im Lager Saal lebten wir unter menschenunwürdigen Verhältnissen, litten an Hunger, Kälte, Wassermangel, schwerer Arbeit, stundenlangen Zählappellen.“ Vor allem nahm Muggenthaler den Todesmarsch der Häftlinge des Außenlagers Hersbruck bei Nürnberg in den Blick. Ein Teil dieser Häftlinge machte nämlich auf dem Weg nach Dachau in Saal Station. Muggenthaler zitierte aus dem Buch von Hans-Friedrich Lenz mit dem Titel „Sagen Sie Herr Pfarrer, wie kommen Sie zur SS?“ Darin berichtet Lenz, der sich während seiner Zeit im KZ Hersbruck
heimlich Notizen über die Zustände und die Verbrechen der SS machte auch von seinem Aufenthalt in Saal. „Dieses kleine Lager unterstand SS-Hauptscharführer Maier, der bei der Bevölkerung verhasst war. Einer von seinen Posten zerschoss einem unserer Häftlinge die Hand, als der - halbtot vor Hunger- durch den Zaun nach Löwenzahn langte. Häftlinge meldeten mir das und berichteten außerdem, dass sie Pfützenwasser trinken mussten.“
Lehrkraft Maria Rauscher stellte ein Projekt vor, bei dem die Realschulen Abensberg und Mainburg die Todesmärsche durch die Hallertau untersucht haben. Ronja Aunkofer, ehemalige Schülerin der Realschule Abensberg, präsentierte eindrucksvoll die durchaus überraschenden Ergebnisse dieser Spurensuche. So stellten die Schüler fest, dass in Teuerting vier Häftlinge erschossen wurden, in Pullach neun, in Abensberg sieben. Der Pfarrer von Abensberg hat bei Nacht und Nebel die notdürftig verscharrten Leichen noch gesegnet, berichtet Ronja Aunkofer. In Altdürnbuch gab es eine Grabstelle für vier erschossenen KZ-Häftlinge und einen Zwangsarbeiter. Auf der Inschrift war zu lesen: „Hier ruht ein ukrainischer Zwangsarbeiter, Sklave des Dritten Reiches, erschossen wegen Diebstahls einer Konservenbüchse von der SS Nibelungen“. In den 1950er Jahren wurden die Leichen der KZ-Häftlinge in die Gedenkstätte Flossenbürg umgebettet. Damit verschwanden allerdings auch Grabkreuze oder Erinnerungszeichen und somit geriet dieses tragische Kapitel unserer Geschichte in Vergessenheit, betonte Lehrerin Maria Rauscher. Mit einer Schweigeminute beendete Bürgermeister Christian Nerb den Gedenkakt, den er gerne jedes Jahr abhalten würde, wie er in seinem Schlusswort sagte.
 
 
Christian Nerb
Erster Bürgermeister
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