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„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

Landrat Martin Neumeyer (Foto: Landratsamt Kelheim)Landrat Martin Neumeyer (Foto: Landratsamt Kelheim)
ein Jahr ist es nun her, dass ich versucht habe, an dieser Stelle Optimismus und Zuversicht in Sachen Corona-Pandemie zu verbreiten. Unter dem Eindruck einer heftigen Corona-Welle und der gerade abermals abgesagten Christkindlmärkte und Weihnachtsfeiern war das, zugegebenermaßen, nicht ganz leicht. Meine Hoffnung war, dass wir kein drittes Corona-Weihnachtsfest mehr erleben müssten, wenn wir unsere große Chance – die Impfkampagne – auch wirklich nutzen. Rückblickend muss man zugeben, dass uns auch die damals noch recht neue und unbekannte Omikron-Variante entscheidend dabei geholfen hat, dahinzukommen, wo wir jetzt stehen: Deutlich mildere Krankheitsverläufe und eine viel geringere Hospitalisierungsrate haben das Jahr 2022 zum „Jahr der Lockerungen“ werden lassen.
Nach und nach sind fast alle Corona-Beschränkungen gefallen, zuletzt vor wenigen Tagen auch die Maskenpflicht im ÖPNV. Das Impfzentrum des Landkreises schließt zum Jahresende und nur dort, wo besonders vulnerable Gruppen wie alte und kranke Menschen geschützt werden müssen, gelten überhaupt noch Corona-Regeln wie das Tragen einer Maske oder die Pflicht zur Vorlage eines negativen Testergebnisses. Für die allermeisten von uns ist das Jahr 2022 bereits wieder so verlaufen, wie wir es immer gewohnt waren: Geselliges Beisammensein mit Freunden, Volksfeste und Jahrmärkte wie der Gillamoos oder der Gallimarkt, Konzerte, Stadionbesuche, Christkindlmärkte – alles wieder (fast) beim Alten, so als wäre nie etwas gewesen. Hoffen wir, dass es so bleibt und dass bei günstiger Entwicklung auch bald die letzten Beschränkungen in den medizinischen und pflegerischen Einrichtungen fallen können. Für die Beschäftigten und die Bewohnerinnen und Bewohner wäre es sicher ein Segen!
Wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Die Freude über eine Pandemie, die ein Stück weit ihren Schrecken verloren hat, wird getrübt durch die Trauer und das Entsetzen über einen Krieg, der sich gerade einmal gut 850 Kilometer Luftlinie (!) von uns entfernt abspielt. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, ein Land, das sich im Aufbruch befindet und gen Westen strebt, ist tatsächlich nichts anderes als eine Zeitenwende für unsere Friedensordnung und das Nachkriegseuropa, das uns seit Jahrzehnten vertraut war. Viel ist gesagt und geschrieben worden über diesen schrecklichen Krieg, der nun schon fast zehn Monate andauert. Ich möchte mich daher auf einen Aspekt beschränken, der uns im Landkreis Kelheim ganz unmittelbar betrifft: Die Aufnahme von ukrainischen Kriegsflüchtlingen hier bei uns, direkt in unserer Mitte. Knapp 900 Ukrainerinnen und Ukrainer sind derzeit bei uns registriert. Weihnachten ist nicht zuletzt das Fest der christlichen Nächstenliebe, und so kann man trotz aller Schwierigkeiten und Probleme sagen: Wir haben es gerne getan und tun auch weiterhin alles, was in unserer Macht steht, um den Menschen aus der Ukraine zu helfen. Wir stoßen mittlerweile an unsere Kapazitätsgrenzen und dennoch versuchen zahlreiche Helferinnen und Helfer, immer wieder das Unmögliche möglich zu machen. Ein herzliches Dankeschön an alle, die in diesem Jahr so tatkräftig mitgeholfen, Wohnraum zur Verfügung gestellt und sich auf vielerlei Weise haupt- oder ehrenamtlich engagiert haben!
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass das Jahr 2022 für den Landkreis ein ganz besonderes Jubiläum bereitgehalten hatte: Im Zuge der Landkreisreform 1972 war auch der Landkreis Kelheim in seiner heutigen Form aus der Taufe gehoben worden, und dieses 50-jährige Jubiläum wurde natürlich gebührend gefeiert: Mit einer knapp 200-seitigen Chronik und einem großen Bürger- und Kinderfest, das Anfang August am Landratsamt stattfand. Alle, die dabei waren, können sicher bestätigen: Ein schönes und buntes Fest für alle großen und kleinen Landkreisbürger!
Ein Meilenstein war sicher auch die Kooperation zwischen Landkreis und Caritasverband in Sachen Gesundheit: Aus der Kelheimer Goldberg-Klinik wurde in diesem Jahr das Caritas-Krankenhaus St. Lukas. Die wohnortnahe Gesundheitsversorgung und die Krankenhäuser vor Ort sind natürlich ein hochemotionales Thema, und so war es keine Überraschung für mich, dass sich an der neuen Zusammenarbeit auch Kritik entzünden würde. Ich kann nur hoffen, dass es mir und vielen anderen Beteiligten in zahlreichen Gesprächen gelungen ist, die Zweifel zu zerstreuen und deutlich zu machen, dass die Kooperation mit der Caritas nicht nur den Krankenhausstandort Kelheim sichert, sondern ihn sogar noch aufwertet, ausbaut und professionalisiert – zum Wohle der Patientinnen und Patienten vor Ort.
Apropos Gesundheit: Der Landkreis Kelheim ist 2022 zur „GesundheitsregionPlus“ geworden, was uns sehr stolz macht. Ziel dieser Initiative ist es, das Gesundheitswesen in der Region stärker zu vernetzen sowie die regionale Gesundheitsversorgung, die Pflege sowie die Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention im Landkreis weiter zu optimieren. Den Gesundheitszustand der Bevölkerung im Landkreis Kelheim zu verbessern und die gesundheitsbezogene Lebensqualität zu erhöhen ist der Kernauftrag der „GesundheitsregionPlus“, deren Geschäftsstelle seit heuer im Landratsamt angesiedelt ist.
Ein wichtiges Thema war in diesem Jahr auch die Generalsanierung des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums Kelheim und die Errichtung einer zweizügigen Berufsfachschule für Kinderpflege zum Schuljahr 2022/2023. Ich hoffe sehr, dass die Wohnortnähe und die verkehrsgünstige Erreichbarkeit der Berufsfachschule für Kinderpflege zur verstärkten Ergreifung dieses Ausbildungsberufs führen wird – ein schöner und wichtiger Beruf, denn Kindertagesbetreuung bedeutet Zukunft!
Stichwort Zukunft: Im Landkreis Kelheim schauen wir weiterhin unbeirrt nach vorn. Auch wenn manch einer gelächelt haben mag, so sind Projekte wie die Seilbahnverbindung Saal-Kelheim („Smart Urban Connection“), die Ausweitung der autonomen Busse auf das On-Demand-System KEXI („KelRide“) oder die Vorbereitungen für ein regionales Wasserstoffzentrum im Hafen Kelheim entscheidende Bausteine für die Zukunftsfähigkeit unseres Landkreises. Wo andere noch abwarten und zaudern, wollen wir vorangehen und zeigen, dass es besser ist, an der Spitze des Fortschritts zu stehen, als immer nur hinterherzulaufen. Erfindergeist und Mut zur Innovation haben den Wirtschaftsstandort Deutschland zu dem gemacht, was er heute ist; wir tun alle gut daran, wenn wir uns darauf zurückbesinnen und endlich wieder anpacken!
In diesem Sinne darf ich Ihnen allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest wünschen und natürlich einen guten Rutsch in das neue Jahr 2023.
Alles Gute für Sie – und auch heuer gilt: Bleiben Sie bitte optimistisch!
Herzlichst, Ihr
Martin Neumeyer
Landrat“