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Nach der fachlichen Einführung durch den Parlamentarischen Staatssekretär Steffen Bilger (Bundesverkehrsministerium) war es dann dem PVA-Präsidenten Timo Payer vorbehalten, das sogenannte „Motorradlärmdisplay“ vorzustellen. Seine Behörde hatte an zwei Standorten im Landkreis Straubing-Bogen ein Pilotprojekt mit dieser Anlage durchgeführt. Mittels in Leitpfosten integrierter Messeinheiten werden dabei die Fahrzeugführer im Bedarfsfall unter anderem zu einer leiseren oder langsameren Fahrweise aufgefordert. Eine weitere Messung nach dem Display überprüft, ob eine Änderung des Fahrverhaltens erfolgte. Im Schnitt konnte dadurch von einer Minderung der von den Anwohnern wahrgenommen Lautstärke um circa 34 Prozent ausgegangen werden. „Die rein auf die Einsicht der Motorradfahrer setzende Anlage ist auf Ersuchen der betroffenen Gemeinden auch weiterhin präventiv im Einsatz“, stellte Payer heraus. Seiner Meinung nach bedürfe es jedoch eines Gesamtkonzeptes, in dem neben der Prävention und Sanktionen für Unbelehrbare auch gesetzgeberische und bauliche Maßnahmen einfließen müssten.

Der Leiter der VPI Deggendorf, Polizeioberrat Markus Völkl, stellte danach die Motorradkontrollgruppe des Polizeipräsidiums Niederbayern vor. Diese wurde am 1. April 2017 unter anderem auch nach teils massiven Bürgerbeschwerden über Motorradfahrer ins Leben gerufen und besteht aus 17 geschulten Beamten, die diese Aufgabe im Nebenamt wahrnehmen. Im Jahr 2019 wurden durch diese Einheit 2.250 Zweiräder kontrolliert und dabei 87 Straftaten festgestellt und 462 Verwarnungen bzw. Anzeigen wegen Verkehrsordnungswidrigkeiten gefertigt. „In 202 Fällen musste sogar die Weiterfahrt unterbunden werden“, hob Völkl hervor.
Interessante Einblicke in den Kontrollalltag lieferte den Abgeordneten schließlich Polizeihauptkommissar Stefan Schneider von der VPI Deggendorf. An Hand von Fotos und mitgebrachten Motorradteilen veranschaulichte er eindrucksvoll verschiedenste Manipulationen an der Abgasanlage, die zu einer Erhöhung der Lautstärke führen. „Selbst klar als unzulässig gekennzeichnete Rennauspuffe stellen wir fest“, so Schneider. Aber nicht immer wären die Verstöße so einfach zu erkennen, auf deren Bußgeldbeträge er ebenfalls einging. Nicht unerwähnt ließ er aber auch die teilweise auftretenden Probleme bei den Kontrollen bzw. Geräuschpegelmessungen im Zusammenhang mit der geltenden Vorschriftenlage.
Auf Basis der Vorträge entwickelten sich spannende Diskussionen über entsprechende Lösungsmöglichkeiten, bei denen nach den Worten des verkehrspolitischen Sprechers Alois Rainer wieder einmal deutlich wurde, wie gewinnbringend Einblicke aus der Praxis für die Entscheidungsfindung der Abgeordneten sein können. Insoweit dankte er den Gästen aus seiner niederbayerischen Heimat dafür, seiner Einladung gefolgt zu sein.

Bayerisches Polizeiverwaltungsamt
Alexander Lorenz