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Wasserstoffbeauftragter der Bundesregierung im Gespräch mit Akteuren vor Ort

Der ViKo-Wasserstoffbeauftragte Andreas Rimkus, MdB (Screenshot: SPD Niederbayern)
In Pfeffenhausen entsteht das einzige nationale Wasserstofftechnologie-Anwenderzentrum (WTAZ) Süddeutschlands der Bundesregierung und zwar in enger Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde, der Bürgerenergie-Genossenschaft Niederbayern und vielen weiteren privatwirtschaftlichen und öffentlichen Akteuren. Wie die Entwicklung fortschreitet, wie die Umsetzung in der Praxis funktioniert und wo es hakt, das haben Bürgermeister Florian Hölzl und Martin Hujber von der Bürgerenergie in einem Gespräch mit dem Wasserstoffbeauftragten der Bundesregierung, Andreas Rimkus, MdB und der Pfeffenhausener Landtagsabgeordneten Ruth Müller in einer Videokonferenz besprochen.
Für den gelernten Elektromeister Andreas Rimkus, der aus dem Wahlkreis Düsseldorf kommt, war es interessant zu hören, dass in Pfeffenhausen bei der Entwicklung des Geländes und der Umsetzung der Planungen schon die „neue Deutschlandgeschwindigkeit“ angewendet worden sei. Denn von der ersten Idee einer Bewerbung im Dezember 2020 bis zum rechtskräftigen Bebauungsplan für das Wasserstoffzentrum im Januar dieses Jahres sind nur drei Jahre vergangen. Neben dem WTAZ hat im September der Bau eines Elektrolyseurs begonnen, der im Rahmen der vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderten Modellregion „HyBayern“ nach Pfeffenhausen kommt. Wenn auch Elektrolyseur und Wasserstoffzentrum unterschiedliche Vorhaben darstellen, hängen sie insoweit zusammen, als dass der Elektrolyseur künftig über Direktleitungen sowohl das Wasserstoffzentrum selbst, als auch das Gewerbe, das sich auf dem Areal ansiedelt, mit grünem Wasserstoff versorgt. Der Strom, der für die Erzeugung von grünem Wasserstoff erforderlich ist, wird vorwiegend in direkter Nachbarschaft produziert. So hat die BürgerEnergie Niederbayern eG im Februar begonnen, eine zwölf Megawatt starke Photovoltaik-Freiflächenanlage auf einer benachbarten Fläche zu errichten, berichtete Martin Hujber. Das besondere sei hierbei, dass es sich bei der PV-Anlage um eine Investition in Bürgerhand handle, die sich auf circa 11 Millionen Euro belaufe. Überdies sei die Bürgerenergie Niederbayern gemeinsam mit weiteren Genossenschaften und Kommunen auch an der Wasserstofferzeugungsanlage beteiligt. Bürgermeister Hölzl erläuterte die weiteren Überlegungen für die Nutzung des Geländes in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fort- und Weiterbildungsträgern, um dort zum Beispiel Fortbildungen für Einsätze mit Wasserstoff anzubieten. „In erster Linie sollen in Pfeffenhausen die verschiedensten Anwendungen für den Mobilitätssektor erprobt, getestet und Standards entwickelt werden“, so Hölzl. Dass auf dem Gelände nicht nur grüner Wasserstoff produziert werde, sondern vor allem die Anwendung im Bereich der Mobilität im Mittelpunkt stehe, beeindruckte Andreas Rimkus sehr. Martin Hujber berichtete von den Herausforderungen im Hinblick auf gestiegene Investitionskosten bei der Beschaffung von PV-Modulen und der Handwerkerkosten bei gleichzeitig steigenden Zinsen und legte dem Wasserstoffbeauftragten ans Herz, dass Bürgerenergie-Anlagen bei den Fördermöglichkeiten für Sektorenkopplung oder Elektrolyseure in Bürgerhand anders betrachtet werden müssten. „Wir müssen mit Hochdruck daran arbeiten, die verschiedensten erneuerbaren Energien auszubauen“, so Rimkus. Denn nur so könne der Industriestandort Bayern auch weiterhin bestehen und mittelständische Betriebe erhalten bleiben. „Der Transformationsprozess ist im vollen Gange und wir konkurrieren mit anderen Bundesländern, die in den letzten Jahren genügend Windenergieanlagen errichtet haben und somit günstigen Strom anbieten“, merkte Ruth Müller, MdL an. Die geplanten Ansiedlungen von Mikrochips-Fabriken in Brandenburg und im Saarland seien bereits die ersten Auswirkungen des fehlenden Netzausbaus in Bayern.
„Wir sehen das WTAZ als Chance für unsere Region, den Wandel der Mobilität und die Energieversorgung zu und danken der Bundes- und Landespolitik für die fortwährende Unterstützung“, betonte Bürgermeister Florian Hölzl. Der Wasserstoffbeauftragte der Bundesregierung Andreas Rimkus sicherte zu, auch weiterhin gerne für den Praxisaustausch zur Verfügung zu stehen und lud den Bürgermeister sowie den Vorstandsvorsitzenden der Bürgerenergiegenossenschaft zum regelmäßigen Austausch ein. „Und gerne komme ich im Sommer nach Bayern, um mich vom Fortschritt der mutmachenden Blaupause zu überzeugen“, so Rimkus. Schließlich gab er nochmal ein deutliches Bekenntnis zum Standort Pfeffenhausen und der hierfür ausgelobten Bundesförderung in Höhe von 75 Millionen Euro ab: „Gerade die Anwenderorientierung ist das Steckenpferd des Pfeffenhausener Projekts. Wir in Berlin stehen zu diesem Standort und werden ihn gemeinsam mit den Akteuren in Bayern vorantreiben.“
 
 
Tonia Anders, M.A.
Referentin
Ruth Müller
Mitglied des Bayerischen Landtags
Mitglied im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Mitglied im Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz
stellvertretende Fraktionsvorsitzende
Abgeordnetenbüro Ruth Müller, MdL
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