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Die Qualität der Beziehungsgestaltung und das Klima auf einer psychiatrischen Station haben großen Einfluss auf das Sicherheitsempfinden und Stresserleben aller Beteiligten.

v.l.: Ramona Koller, Tobias Braukmann (stellv. Stationsleiter), Stephan Killinger (Stationsleiter) und Josef Bauer M.A. (Bereichsleiter) vor einem der vielen Wandposter, die das Konzept Safewards sichtbar machen (Foto: Christine Windorfer/Bezirkskrankenhaus Mainkofen)v.l.: Ramona Koller, Tobias Braukmann (stellv. Stationsleiter), Stephan Killinger (Stationsleiter) und Josef Bauer M.A. (Bereichsleiter) vor einem der vielen Wandposter, die das Konzept Safewards sichtbar machen (Foto: Christine Windorfer/Bezirkskrankenhaus Mainkofen)
Das Safewards-Modell bietet sowohl eine Erklärung für die Entstehung und Eskalation von Konflikten auf Station als auch konkrete Maßnahmen zu ihrer Prävention und soll somit zur angenehmen Atmosphäre auf den Stationen beitragen. Seit Beginn vergangenen Jahres arbeitete das Team der akutpsychiatrischen Station C9 im Bezirksklinikum Mainkofen an der Einführung dieses berufsgruppenübergreifenden Projekts. Durch die Einbeziehung der verschiedenen Berufsgruppen und der Unterstützung der Leitung bei diesem Einführungsprozess, konnte das Konzept nun erfolgreich umgesetzt werden.

In der beschützend geführten Station C9 befinden sich unter anderem Menschen, die an akuten oder chronischen Erkrankungen aus dem psychotischen Formenkreis leiden und dadurch ihre Realität verzerrt erleben und wahrnehmen. Die Erkrankten weisen Symptome wie Wahnerleben, Halluzinationen, formale Denkstörungen oder das Gefühl, fremdbeeinflusst zu werden auf. Andererseits können aber auch sozialer Rückzug, Antriebslosigkeit und Anhedonie (= Verlust der Fähigkeit Freude zu empfinden in Situationen, die früher Freude bereitet haben) auftreten. Bewegende emotionale Ereignisse lassen Betroffene dann nur eingeschränkt reagieren. Nicht beeinflussbare Lebensereignisse können Menschen in dieser Situation zusätzlich belasten und ohne Behandlung zu einer schweren Zustandsverschlechterung der Erkrankung führen. Reaktionen auf diesen übermäßigen Stress sind der Versuch, sich zu schützen. Dies kann in Form von Flucht oder Angriff erfolgen.
Das Safewards-Konzept genau an dieser Stelle ansetzt, hat sich die Station C9 zu Beginn des letzten Jahres auf den Weg der Implementierung gemacht. Bei Projektbeginn fand eine Kick-off Veranstaltung durch einen erfahrenen Experten aus dem Isar-Amper-Klinikum München-Ost mit dem interdisziplinären Gesamtteam statt. Es wurden Eckpunkte des Konzepts um die zentralen Begriffe „Konflikt“ und „Eindämmung“ thematisiert und wie diese sich gegenseitig beeinflussen. Hilfreich waren bisherige Erfahrungen in der praktischen Umsetzung in einem psychiatrischen Setting.
Auf Station erfolgte die Bekanntgabe des zeitlichen Rahmens für das Gesamtprojekt. Es bildeten sich interdisziplinäre Projektgruppen. Zu insgesamt 10 Interventionen sollten Maßnahmen erarbeitet und Verantwortliche benannt werden: gegenseitige Erwartungen, verständnisvolle, positive und unterstützende oder deeskalierende Kommunikation sowie Maßnahmen zum Kennenlernen, zu Unterstützung, Beruhigung und Sicherheit bis hin zur Entlassung. Alle zwei Monate wurden die Zwischenergebnisse im Rahmen von Dienstübergaben und Stationsbesprechungen sichtbar gemacht und mit der gesamten Projektgruppe kommuniziert. So gibt es künftig eine Unterstützungskonferenz. Diese bietet eine Plattform für die Einführung von tagesaktuellen Themen, aufgetretene Probleme, Wünsche und gegenseitige Möglichkeiten der Unterstützung in der Gemeinschaft. Wesentliche Bestandteile sind die Integration der Patientenvorstellungen und -Interessen in den Alltag sowie die Verbesserung der Orientierung und des Sicherheitsgefühls. Von dem Projekt profitieren sowohl Patienten als auch das gesamte Behandlungsteam.
Gegenwärtige Rückmeldungen der Patienten und des Teams zeigen, dass der Alltag seit Einführung der Maßnahmen deutlich entspannter erlebt wird. Das friedvolle Miteinander wurde noch mehr in den Mittelpunkt gestellt.
Aufgrund der positiven Erfahrungen ist geplant, das Konzept Safewards auf weiteren psychiatrischen und forensischen Stationen des Klinikums umzusetzen. Es ist ein wertvoller Baustein, um die Versorgung im Sinne der Patienten kontinuierlich weiterzuentwickeln.
 
 
Daniela Tremmel
Marketing und Kommunikation
Standorte Mainkofen – Passau – Grafenau - Pfarrkirchen
Mainkofen A3
94469 Deggendorf
Tel.: 09931 87 30 310
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