Statement zum Jahreswechsel von HWK-Präsident Dr. Georg Haber

Logo das Handwerk (Grafik: HWK)
Wer hätte am Anfang des Jahres gedacht, dass 2022 trotz der abflauenden Corona-Pandemie wieder ein Krisenjahr werden wird? Die meisten Auftragsbücher der ostbayerischen Handwerksbetriebe waren gut gefüllt. Das Handwerk blickte optimistisch in die Zukunft. Und heute? Aktuell müssen die Betriebsinhaber mit explodierenden Energie- und Rohstoffpreisen, stockendem Materialnachschub und unsicheren politischen Rahmenbedingungen zurechtkommen. Viele Handwerksunternehmer sehen ihr Lebenswerk bedroht. So mancher hat seine Reserven aufgebraucht und weiß nicht, ob und wie er über den bevorstehenden Winter kommen wird.
Wir brauchen mehr Tempo und weniger Bürokratie
Präsident der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz: Dr. Georg Haber (Foto: HWK)Präsident der Handwerkskammer Niederbayern/Oberpfalz: Dr. Georg Haber (Foto: HWK)Lange hatte die Politik das Handwerk sprichwörtlich nicht auf dem Schirm. Und unter dem Schirm schon gar nicht. Denn von einem Schutzschirm für kleine und mittlere Betriebe war zunächst keine Rede. Der wurde nur für die Industrie aufgespannt. Nach einem entschiedenen Einschreiten der Interessensvertretung im Handwerk, stehen jetzt endlich auch kleine und mittlere Unternehmen mit unter diesem Schirm. Doch weil der Wind gerade stürmisch von allen Seiten bläst, werden wir im Handwerk trotzdem noch ordentlich nass – vor allem, weil passgenaue Härtefallhilfen für Handwerksbetriebe nur sehr zögerlich auf den Weg gebracht werden. Hier brauchen wir mehr Tempo und weniger Bürokratie, wenn ein Betriebssterben verhindert werden soll!
Immerhin: Die Bundesregierung will die viel kritisierte "Winterlücke" bei den Energiepreisbremsen nun doch schließen. Gas- und Strompreisbremse sollen rückwirkend zum Jahresanfang 2023 greifen. Damit kommt die Politik einer ganz entscheidenden Forderung des Handwerks nach. Denn ursprünglich sollte die Gaspreisbremse für KMUs erst ab März 2023 gelten. Um eines klarzustellen: Hier geht es nicht um Verteilungskämpfe oder reinen Lobbyismus. Hier geht es ums blanke Überleben vor allem energieintensiver Betriebe. Die Liquidität unserer Unternehmen muss genauso sichergestellt werden, wie die von Industriebetrieben.
Digitalisierung ist für das Handwerk kein Fremdwort
Natürlich ist Deutschland ein Industrieland. Und viele Maßnahmen der Politik sind absolut richtig und begrüßenswert. Trotzdem darf das Handwerk nicht vergessen werden. Ohne uns stehen auch die Bänder bei den großen Konzernen still. Wir sind und bleiben die Ausbilder der Nation. Ohne uns kann Wirtschaftsminister Robert Habeck seine ambitionierten Pläne in puncto Wärmepumpen niemals realisieren. Ziel der Bundesregierung sind sechs Millionen Wärmepumpen bis zum Jahr 2030. Derzeit gibt es rund 1,4 Millionen. Wer soll die einbauen, wenn nicht unsere Spezialisten im SHK-Handwerk?
Gerade das ostbayerische Handwerk und die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz sind auf diesem Gebiet hochinnovativ unterwegs. Digitalisierung ist für uns kein Fremdwort. Im Gegenteil. Mit unserem Zentrum für digitale Gebäudetechnik im Bildungszentrum Schwandorf sind wir Vorreiter, was die digitale Vernetzung unserer Wohn- und Lebensbereiche angeht. Auch 5G-basierte Prozesse, Produkte und Dienstleistungen von KMUs können dort entwickelt und getestet werden. Unser Zentrum bildet genau die Gesellen und Meister aus und weiter, die wir so dringend für das Gelingen der Klimawende brauchen. Hier ermöglichen wir einen hohen und praxisnahen Schulungsstandard, den das Handwerk in Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung unbedingt benötigt.
Unsere gut ausgebildeten Handwerkerinnen und Handwerker sind das Pfund, mit dem wir wuchern können. Sie sind auf der Höhe der Zeit und finden immer Lösungen, die nicht von der Stange sind. Und genau aus diesem Grund sehe ich bereits jetzt, mitten in der Krise, Licht am Ende des Tunnels. Angesichts unserer Kompetenz und unserer Erfahrung werden wir auch die kommenden Herausforderungen meistern. Die Politik muss uns verlässliche Rahmenbedingungen liefern. Nicht mehr und nicht weniger. Den Rest erledigen wir selber, denn: Wir sind Handwerker. Wir können das.
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