Vertreter des Paritätischen Wohlfahrtsverbands bei Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich

Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (2.v.l.) mit (v.l.) Jürgen Handschuch vom Landshuter Netzwerk, Peter Weiß, der Vorsitzende des Bezirksausschusses des Bezirksverbandes Niederbayern-Oberpfalz sowie Johannes Bischof, der neue Geschäftsführer des BV Niederbayern/Oberpfalz.  (Foto: Lang/Bezirk Niederbayern)Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich (2.v.l.) mit (v.l.) Jürgen Handschuch vom Landshuter Netzwerk, Peter Weiß, der Vorsitzende des Bezirksausschusses des Bezirksverbandes Niederbayern-Oberpfalz sowie Johannes Bischof, der neue Geschäftsführer des BV Niederbayern/Oberpfalz. (Foto: Lang/Bezirk Niederbayern)
Steigende Kosten in Einrichtungen, höhere Löhne durch Tarifabschlüsse, ein sich zuspitzender Fachkräftemangel, Unsicherheiten bei der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes – die Liste der Themen ist lang, die die Vertreter des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes umtreiben. Im Rahmen eines Gesprächs mit Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich wurden die Themen besprochen, die den Verband, dem in Niederbayern rund 30 Mitgliedsorganisationen angehören, derzeit beschäftigen.
Peter Weiß, der Vorsitzende des Bezirksausschusses des Bezirksverbandes Niederbayern-Oberpfalz, machte auf die Unsicherheiten im Zuge der weiteren Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) aufmerksam. Ab Januar 2023 soll es demnach ein eigenes Instrument geben, mit dem der Betreuungsbedarf etwa von Menschen mit Behinderung ermittelt werden soll. Da sich viele, die dann in der Praxis damit arbeiten müssten, bisher noch nicht damit beschäftigt haben und zudem viele Punkte wie die Umstellung konkret abläuft noch unklar seien, sei es sinnvoll vor dieser Einführung die neuen Prozesse zwischen Bezirk und Trägerorganisationen abzusprechen. Weiß schlug eine Art „Modellphase“ vor, da man im Vorfeld nie an alles denke könne und sich manches Problem erst in der Praxis zeige.
Auch die stärkere Flexibilisierung, die im BTHG gefordert wird, sei schwierig zu erfüllen. „Dies gelingt nur über die Mitarbeiter und wir sind bereits jetzt stark vom Fachkräftemangel betroffen“, betonte Weiß.
Noch dazu haben die jüngsten Tarifabschlüsse zu höheren Personalkosten in den Einrichtungen geführt, während die Sach- und Energiekosten enorm gestiegen sind. Da gleichzeitig die vertraglich vereinbarten Pauschalen zwischen Bezirk und Trägern gleich blieben, kommt das „faktisch einer Mittelkürzung gleich“, wie Jürgen Handschuch vom Landshuter Netzwerk und ebenso Mitglied im Bezirksausschuss des Verbandes, hervorhob.
Erleichtert waren die drei Vertreter des Paritätischen, dass ihnen Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich Entgegenkommen signalisierte: „Solche Sprünge konnte keiner erwarten und sie erfordern pragmatische Lösungen. Wir haben mit der Sozialverwaltung vereinbart, dass auch vor Ablauf der vertraglichen Vereinbarungen nachverhandelt werden kann, wenn sich die Rahmenbedingungen dramatisch verändern.“
Für den akuten Fachkräftemangel, der sich – „darauf müssen wir uns alle einstellen“ – noch deutlich verschärfen werde, gebe es keine schnellen Lösungen. Heinrich zeigte sich aber offen für die angesprochenen Ideen, etwa die Vergütung von Praktikanten (bisher können die Träger dies nicht refinanzieren) oder die Forderung nach differenzierten Studienabschlüssen im Bereich Sozialpädagogik. Auch die Fachkräfteanerkennung bei Migration sei eine Möglichkeit. „Es würde helfen, wenn die Verfahren beschleunigt werden und Interessenten erleichterten Zugang zu Ausbildung und Qualifikation bekommen“, so Johannes Bischof, der neue Geschäftsführer des BV Niederbayern/Oberpfalz. Im Rahmen einer Sitzung der ARGE Behindertenhilfe sollen demnächst diese Themen, priorisiert nach ihrer Brisanz, gemeinsam zwischen Bezirk und Trägern diskutiert werden.
„Die Wolken am Horizont sind dunkel, wir alle wissen nicht genau was kommt“, so Heinrich am Ende des Gesprächs. Umso wichtiger sei es, dass man partnerschaftlich durch die Krise gehe. „Sie organisieren und leisten die Arbeit und wir finanzieren sie – wir müssen zusammenrücken und die Herausforderungen gemeinsam meistern.“ Die aktuelle Situation bezeichnete er als „Charaktertest für unsere Gesellschaft“.
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