Heimatbünde wählen Kulturdenkmal des Jahres 2022

Wer kennt diese Mühle in Luhe (Lkr. Neustadt an der Waldnaab)? Steht sie noch? Was ist ihre Geschichte? (Foto: Bildarchiv Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V.)Wer kennt diese Mühle in Luhe (Lkr. Neustadt an der Waldnaab)? Steht sie noch? Was ist ihre Geschichte? (Foto: Bildarchiv Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V.)Der Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) und sein Mitgliedsverband, der Bayerische Landesverein für Heimatpflege e.V., wählen „Historische Mühlen und Hämmer“ zum Kulturdenkmal des Jahres 2022.
Historische Mühlen und Hämmer stellen ganz besondere Elemente der Kulturlandschaft dar: Sie erleichtern bereits seit Jahrtausenden das Leben der Menschen und sind ein herausragendes Beispiel für die Verbindung von Technik und Baukunst. In der Landschaft sind sie oft identitätsstiftende Landmarken.
Manche Mühlen und Hämmer werden heute noch oder wieder in ihrer ursprünglichen Form genutzt. Andere wiederum wurden umgebaut, umgenutzt, sind verfallen oder vollständig aus dem Landschaftsbild verschwunden. Mit ihrem Verlust geht sowohl materielles als auch immaterielles Kulturerbe verloren. Als Zeugen des Müllerhandwerks und als landschaftsprägende Technikdenkmäler sind sie daher besonders schützenswert, heißt es hierzu aus dem Landesverein und dem BHU. Vor allem die Arbeit zahlreicher ehrenamtlicher Vereine und Privatpersonen trägt schließlich dazu bei, dass diese Ensembles erhalten bleiben und ihre Bedeutung in der Öffentlichkeit vermittelt wird.
Der Landesverein hat im Vorfeld der Recherchen drei beispielhafte Mühlen aus Bayern an den BHU übermittelt:
Die Obermühle bei Bettenfeld (Lkr. Ansbach) ist die wohl letzte ihrer Art in Süddeutschland. (Foto: Bernhard Heim)Die Obermühle bei Bettenfeld (Lkr. Ansbach) ist die wohl letzte ihrer Art in Süddeutschland. (Foto: Bernhard Heim)
Die Obermühle bei Bettenfeld (Lkr. Ansbach), erstmals 1383 urkundlich erwähnt, ist eine der über 30 erhaltenen Mühlen des Rothenburger Taubermühlenweges. Die Besonderheit an der Obermühle, die bis 1996 betrieben wurde, ist, dass hier eine original erhaltene altdeutsche Mühle mit unterschlächtigem Wasserrad, mit Kammradgetriebe und einem Natursteinmahlgang mit Beutelkasten vorliegt – die wohl letzte ihrer Art in Süddeutschland. Dank des Engagements des jetzigen Besitzers ist für die Sicherung des Gebäudebestandes und die Restaurierung der Mühlentechnik gesorgt.
Die Hammerschmiede in Bad Oberdorf im Ostrachtal (Lkr. Oberallgäu) geht bis in das 15. Jahrhundert zurück. (Foto: Friedrich Stettmayer)Die Hammerschmiede in Bad Oberdorf im Ostrachtal (Lkr. Oberallgäu) geht bis in das 15. Jahrhundert zurück. (Foto: Friedrich Stettmayer)
Eine sogenannte Hammerschmiede steht in Bad Oberdorf, einem Ortsteil der Marktgemeinde Hindelang im Ostrachtal (Lkr. Oberallgäu). Ihr Ursprung geht bis ins 15. Jahrhundert zurück, als das in den Hintersteiner Erzbergwerken gewonnene Erz in der Eisenschmelze am Ostrachknie verhüttet und in den Schmieden zu Waffen verarbeitet wurde. Drei Schmieden, alle über 500 Jahre alt, sind auch heute noch in Bad Oberdorf in Betrieb und an dem großen Wasserrad an der Außenseite zu erkennen.
In der „Alten Schleif“ von Münchshofen (Lkr. Schwandorf) wurden Spiegel- und Fensterglasscheiben bearbeitet. (Foto: Matthias Haberl)In der „Alten Schleif“ von Münchshofen (Lkr. Schwandorf) wurden Spiegel- und Fensterglasscheiben bearbeitet. (Foto: Matthias Haberl)
Als einzige komplett erhaltene Mühle der Region wurde die „Alte Schleif“ von Münchshofen (Lkr. Schwandorf) zu ihrem 100-jährigen Bestehen im Jahr 1990 in die Denkmalliste aufgenommen. Im ehemaligen Glasschleif- und -polierwerk aus dem 19. Jahrhundert wurden Spiegel- und Fensterglasscheiben bearbeitet. Von gewaltigen Wasserrädern angetrieben, liefen auf zwei Stockwerken hölzerne Poliertische rund um die Uhr. Sie waren bis 1953 in Betrieb und gehören zum einzigen, am ursprünglichen Ort vollständig erhaltenen Glaspolierwerk in der gesamten Oberpfalz. Die langjährige Sanierung konnte 2014 abgeschlossen werden und es wurde ein Museum eingerichtet, in dem sich Besucher über die Glasbearbeitung informieren können.
Wer kennt diese Schiffsmühle in oder bei Neuburg an der Donau (Lkr. Neuburg-Schrobenhausen)? Steht sie noch? Was ist ihre Geschichte? (Foto: Bildarchiv Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V.)Wer kennt diese Schiffsmühle in oder bei Neuburg an der Donau (Lkr. Neuburg-Schrobenhausen)? Steht sie noch? Was ist ihre Geschichte? (Foto: Bildarchiv Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V.)Eine Vielzahl an ehemaligen und bestehenden Mühlen, an Mühlbächen, -kanälen, -teichen und -gräben sind in der Datenbank für Kulturlandschaftselemente, die der Landesverein und das Landesamt für Denkmalpflege zusammen betreiben, erfasst. So findet sich beispielsweise auch der Mühlkanal und die Wasserversorgung der Obermühle bei Bettenfeld in dieser Datenbank.
„Wir möchten Menschen in Bayern ermutigen, sich mit der unmittelbaren Umgebung, mit ihrer Heimat zu beschäftigen. Ein erster Schritt könnte sein, die (historischen) Mühlen und Hämmer vor der eigenen Haustüre zu entdecken – und zu erkunden“, erklärt Ursula Eberhard, Referentin für Kulturlandschaft beim Bayerischen Landesverein für Heimatpflege.
Bereits seit dem Jahr 2004 ruft der BHU zusammen mit seinen Mitgliedsverbänden ein Kulturdenkmal des Jahres aus und macht mit einer begleitenden Kampagne auf wichtige Kulturlandschaftselemente aufmerksam. Damit unterstützen sie das bürgerschaftliche Engagement für die Erfassung, Pflege und Vermittlung dieser Kulturdenkmäler. In diesem Jahr sind die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e.V. (DGM) und die Müllergilde - Interessengemeinschaft für das traditionelle Müllerhandwerk und historische Mühlen e.V. Kooperationspartner der Kampagne.
Hintergrund
Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege e.V. kümmert sich seit seiner Gründung im Jahr 1902 um Landeskultur, um Heimat-, Denkmal- und Baupflege, Volksmusik, Bräuche, Trachten und Mundart in Bayern.
Im Landesverein steht unter anderem der angemessene und in die Zukunft gerichtete Umgang mit der Landschaft im Fokus. Zu den Arbeitsschwerpunkten gehört im Besonderen die landesweite Erfassung der historischen Kulturlandschaftselemente in folgender Datenbank:
https://erfassung.kulturlandschaftsforum-bayern.de/
Der Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) mit Sitz in Bonn ist der Bundesverband der Bürger- und Heimatvereine in Deutschland. Er vereinigt über seine Mitgliedsverbände rund eine halbe Million Mitglieder und ist somit die größte kulturelle Bürgerbewegung dieser Art in der Bundesrepublik Deutschland.
 
 
Ursula Eberhard
Referentin für Kulturlandschaft
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Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e. V.
Ludwigstraße 23, Rgb.
80539 München
Tel. 089 286629-24 (Sandner) und -12 (Eberhard)
www.heimat-bayern.de
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