SPD-Politikerinnen Rita Hagl-Kehl und Ruth Müller im Gespräch mit Verantwortlichen des AWO-Frauenhauses

v.l.: Stefanie Martin - AWO Geschäftsführerin -, SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Müller, SPD-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin Rita Hagl-Kehl, Georg Thurner - Vorstand der AWO-Landshut - sowie Angelika Hirsch - Leiterin des AWO-Frauenhauses in Landshut (Foto: Janina Forster)v.l.: Stefanie Martin - AWO Geschäftsführerin -, SPD-Landtagsabgeordnete Ruth Müller, SPD-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin Rita Hagl-Kehl, Georg Thurner - Vorstand der AWO-Landshut - sowie Angelika Hirsch - Leiterin des AWO-Frauenhauses in Landshut (Foto: Janina Forster)

Das Problem ist nicht neu, tritt jedoch aufgrund der Corona-Pandemie verschärft zutage. „In Bayern fehlen seit Jahrzehnten Frauenhausplätze, es darf nicht sein, dass jede zweite von Gewalt bedrohte oder betroffene Frau mit ihren Kindern aufgrund fehlender Kapazitäten abgewiesen werden muss“, macht Ruth Müller, MdL gleich eingangs deutlich. Georg Thurner, Vorstand der AWO-Landshut, sowie Geschäftsführerin Stefanie Martin und Angelika Hirsch, Leiterin des AWO-Frauenhauses geben der Abgeordneten uneingeschränkt Recht. Seit drei Jahren liegt ein vom bayerischen Staatsministerium beauftragtes, detailliertes Gutachten der Universität Erlangen-Nürnberg vor, das die geringen Kapazitäten in den Frauenhäusern als dramatisch einstuft. In Bayern gibt es laut Sozialministerium insgesamt 38 Frauenhäuser, mit insgesamt 362 Plätzen für Frauen und 437 für Kinder. Das ist nicht einmal ein Frauenhaus pro Landkreis. Gut sichtbar wird dies direkt in der Region. Für die Landkreise Dingolfing-Landau, Rottal-Inn und Landshut gibt es lediglich die beiden Landshuter Frauenhäuser mit demnächst insgesamt 16,5 Plätzen. Mit der endgültigen Freigabe der Fördermittel für das AWO-Frauenhaus wird noch im ersten Quartal gerechnet. Von den im Gutachten geforderten zusätzlichen circa 100 Plätzen ist bisher nur ein geringer Bruchteil entstanden. Mit den neuen Förderrichtlinien gibt es geringfügige Verbesserungen, jedoch sei die gesamte Antragsstellung immens bürokratisch, so Georg Thurner.
Gerade angesichts der Corona-Pandemie und des aktuellen Lockdowns stehen die Frauenhäuser vor extremen Herausforderungen. Seit über zehn Jahren seien die Landshuter Frauenhäuser mit über 100 Prozent belegt. Im letzten Jahr war die  durchschnittliche Belegung erstmals geringer weil häusliche Gewalt erst zeitverzögert gemeldet wurde, so Angelika Hirsch. „Auch jetzt zeigt sich wieder, dass es vielen Frauen schlicht nicht möglich ist, zu fliehen. Sie sind zuhause eingesperrt, es finden keine zwischenmenschlichen Interaktionen mehr mit der Außenwelt statt, Kindergärten und Schulen sind geschlossen. Daher können auch diese Einrichtungen keine Vorfälle melden, Frauen können sich niemandem anvertrauen“, erklärt Hirsch. Erfahrungsgemäß sei nach der Aufhebung des aktuellen Lockdowns jedoch mit vermehrten Anfragen an die Frauenhäuser zu rechnen, die die Kapazitäten weit übersteigen werden. Die Bewegungen würden je nach Verschärfung oder Lockerung pandemiebedingter Maßnahmen wellenartig erfolgen. „Damit schieben wir eine Bugwelle vor uns her, die es zu glätten gilt“ betont Ruth Müller. Gerade in Sachen Prävention hält Angelika Hirsch es für notwendig, pädagogisches, medizinisches und juristisches Fachpersonal bereits in der Ausbildung für Anzeichen von häuslicher Gewalt zu sensibilisieren und auch fortlaufend in Schulen und Kindergärten entsprechende Schulungsangebote einzurichten. Diese Anregungen nehmen beide Abgeordnete mit in ihre Arbeit im Bundes-, beziehungsweise Landtag.
So fordert Ruth Müller in einem aktuellen Antrag, dringend den Schutz vor Gewalt auszubauen, zusätzliche Wohnangebote bereit zu stellen und auch die Beratung digital anzubieten. Gerade für gewaltbetroffene Frauen und deren psychische und mentale Gesundheit werde vor allem auch durch die 40 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen das Möglichste unternommen, indem sie von Zuhause aus Notrufe am Wochenende und nachts entgegen nehmen und ohne die die Herausforderungen kaum zu bewältigen wären
„Auch auf Bundesebene ist dies ein wichtiges Thema“, bekräftigt Rita Hagl-Kehl, MdB. Familienministerin Franziska Giffey hat hierzu das Hilfesystem 2.0 ins Leben gerufen, um beispielsweise Fortbildungs- und Beratungsangebote auch digital zu ermöglichen. „Mit dem Ausbau der Frauenhausplätze, wird auch das Signal gesendet: Gewalt muss und darf nicht ausgehalten werden“, findet die frauenpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion Ruth Müller klare Worte. Denn nur so könne man auch die Wellen der – unabhängig von der Pandemie – im Stich gelassenen gewaltbetroffenen Frauen glätten, bevor sie brechen.



Tonia Anders
Referentin des Abgeordnetenbüros Ruth Müller, MdL
Nikolastr. 49
84034 Landshut
Telefon: +49 (0)871-95358 300
Telefax: +49 (0)871-95358 301
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Google Analytics Alternative