Drucken
In der „Volksmusikakademie in Bayern“ geht man mit „Tom & Basti“ neue Wege
„Tom & Basti“ wurden mit großem Technikaufwand per Live-Stream von der „Volksmusikakademie in Bayern“ in die Wohnzimmer übertragen. (Foto: Lang/Bezirk Niederbayern)„Tom & Basti“ wurden mit großem Technikaufwand per Live-Stream von der „Volksmusikakademie in Bayern“ in die Wohnzimmer übertragen. (Foto: Lang/Bezirk Niederbayern)
Seit einem Jahr ist die „Volksmusikakademie in Bayern“ geöffnet und nun schon wieder geschlossen. Völlig ausgebucht war das Haus, doch wegen der Corona-Pandemie wurden sämtliche geplanten Seminare und Auftritte abgesagt. Für Donnerstagabend wäre die beliebte monatliche Feierabendmusi mit dem Duo „Tom & Basti“ angestanden. „Wir dachten, wir probieren es mal mit einem Live-Stream und die beiden haben sofort zugesagt“, so Roland Pongratz, der künstlerische Leiter. Nach dem Motto „Wenn dann g’scheid“ wurde gleich ein professionelles Technikteam, bestehend aus Uli Hansel (Ultima design), Max Knaus (MaxMusicmanagement) und Jürgen Hoffmann (Audyvid), engagiert. Künstler und Techniker waren gleichermaßen begeistert von der Idee, leiden sie ja alle enorm unter der Corona-Krise und den wirtschaftlichen Auswirkungen.

„Seit Mitte März haben wir keinerlei Einnahmen und Soforthilfe bekommen wir auch nicht. Wir sehen gerade, wie alles, was wir aufgebaut haben, zusammenbricht“, sagt Thomas Graf, der sich von der Politik endlich Perspektiven wünscht. Zumindest als „kleines Hilfspaket für diejenigen, die so wichtig sind für unser gesellschaftliches Leben“ wollte der Freyunger Bürgermeister und niederbayerische Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich die Veranstaltung verstanden wissen. Nach dem ersten Live-Stück von Tom und Basti wandte sich Heinrich an das Publikum und rief zu Spenden für die Musiker auf. Und tatsächlich verfolgten weit mehr Zuschauer das Konzert im Stream als es mit 200 Sitzplätzen im Gewölbekeller unter normalen Umständen der Fall gewesen wäre. Schon zum Start um 19 Uhr warteten 50 im Netz, kurz nach den ersten Tönen stieg die Zahl rapide an, bis zum Höchststand mit 1.267 Teilnehmern um 19.50 Uhr. Die Zahl sank dann auch bis zum Schluss nicht mehr unter die magische Marke von 1.000 Teilnehmern. Viele unter ihnen hatten sich zuvor ihre vorbestellten Brotzeiten abgeholt und es sich damit vor dem Computer gemütlich gemacht. „Wir wollten, dass auch die Wirte in Freyung von der Aktion profitieren“, erklärt Pongratz. „Drum darf man auch davon ausgehen, dass vor jedem eingeloggten Gerät ganze Familien versammelt waren. Facebook meldet, dass wir insgesamt mehr als 44.000 Leute erreicht haben, rund 25.000 haben den Stream aufgerufen und 311 haben sich das Liedblatt heruntergeladen, um mit Tom&Basti daheim das Lied „Lasset uns das Leben genießen!“ anzustimmen. Tendenz steigend, weil das Video noch ein paar Tage online stehen wird.“

Das Format „Feierabendmusi dahoam“ war Neuland für alle Beteiligten und dementsprechend hoch die Anspannung vor Beginn. Und auch wenn sich Thomas Graf und Sebastian Hackl, die seit 20 Jahren in dieser Formation auftreten, bis zuletzt nicht ganz an die fehlende Rückmeldung des Publikums gewöhnen konnten – ihren witzigen Sprüchen merkte man das nicht an. Zumal sie auf ein ganz neues Musikinstrument zurückgreifen konnten. „Dieser Gong stand rum und wir hatten beim Aufbau damit gescherzt, bis wir merkten, dass er sich als optisches Element auf der Bühne super eignet“, erklärt Uli Hansel. Eingebaut wurde er ins Programm kurzerhand als „Bier-Gong“, der immer dann erklang, wenn einer der beiden Musiker allzu durstig wurde – und die Rückmeldungen im Chat zeigten, dass sich die Zuschauer daheim anschlossen. Manches bei einer Volksmusikveranstaltung ändert sich eben nicht, auch wenn die Umstände andere sind.

Geklappt hatte alles wunderbar und so sahen sich die Veranstalter nicht zuletzt durch die unzähligen positiven Kommentare im Netz in ihrer Entscheidung bestätigt, in der Krise neue Wege auszuprobieren. Gleichzeitig war dies ein Testlauf für das „Kanapee Streaming Festival“, das der Landkreis Freyung-Grafenau vom 21. bis 23. Mai mit insgesamt 17 Künstlern veranstaltet. Den perfekten Aufnahmeort in puncto Technik und Akustik hat man jedenfalls in der „Volksmusikakademie in Bayern“ gefunden.


- ml -