Die neue Chefärztin Dr. Tanja Hochegger stellt sich den Bezirksräten vor
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und die neue Chefärztin Dr. Tanja Hochegger (Foto: Bezirk Niederbayern/Lang)Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich und die neue Chefärztin Dr. Tanja Hochegger (Foto: Bezirk Niederbayern/Lang)
Mainkofen/Landshut. Dr. Tanja Hochegger übernimmt am 1. Juli 2020 die chefärztliche Leitung der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) am Bezirkskrankenhaus Landshut. Die 1975 im österreichischen Amstetten geborene Medizinerin wechselt von der KJF Klinik Sankt Elisabeth in Neuburg an der Donau an die Isar. In Neuburg war sie zuletzt als stellvertretende Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie tätig. Heute stellte sie sich den Bezirksräten im Rahmen der Bezirkstagssitzung in Mainkofen offiziell vor. Am 19. November 2019 hatte Prof. Dr. Romuald Brunner dem Bezirkstag von Niederbayern den Abschlussbericht seiner externen Beratung zur Kinder- und Jugendpsychiatrie am Bezirkskrankenhaus (BKH) Landshut präsentiert. Dabei wurde ein erheblicher Nachbesserungsbedarf festgestellt. Der Bezirkstag hatte Veränderungsprozesse eingefordert, die bereits begonnen wurden und mit der neuen Chefärztin konsequent weitergeführt werden sollen.
„Ich bin ein Fan von Dezentralisierung“
Hochegger verfügt über jahrelange Erfahrung in der hochsensiblen stationären, teilstationären und ambulanten Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Nach eigenem Bekunden hatte die vakante Chefarzt-Position in Landshut aus mehreren Gründen ihr Interesse geweckt. Dazu gehört auch die Struktur der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Hochegger: „Ich bin ein Fan von Dezentralisierung.“ Darüber hinaus sei es eine reizvolle Aufgabe, die Versorgung weiter auszubauen – dazu gehört auch die geplante Erweiterung des Bezirkskrankenhauses Passau - und die Leitlinien für eine moderne Kinder- und Jugendpsychiatrie weiterzuentwickeln. Die designierte Chefärztin möchte Veränderungen „mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diskutieren, erklären, klar, intensiv und stetig kommunizieren“ – mit dem Ziel, dass diese vom gesamten Team getragen werden. Hochegger: „Die Kinder- und Jugendpsychiatrie steht auch mit Blick auf einen Generationenwechsel und neue wissenschaftliche Erkenntnisse vor großen Herausforderungen. Darüber hinaus sind die Krankheitsbilder häufig sehr komplex. Störungen tauchen teils früher auf und sind zum Teil schwerwiegender als früher.“ Mit den Veränderungen hin zu einer modernen Kinder- und Jugendpsychiatrie habe man ausschließlich das Wohl der jungen Patientinnen und Patienten im Blick. Sie seien keine einmalige Entscheidung, sondern bedeuteten formal einen Prozess, der sich über Monate, vermutlich aber bis zu zwei Jahre erstrecken werde.

Die Zahl der Fixierungen ist deutlich zurückgegangen
Bei der Bezirkstagssitzung erläuterte der Ärztliche Direktor des Bezirkskrankenhauses, Prof. Dr. Hermann Spießl, die aktuelle Situation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Man habe im vergangenen halben Jahr die Empfehlungen von Professor Brunner umfassend geprüft, diskutiert und wesentliche Teile umgesetzt. So wurden Standards überarbeitet, Checklisten und Formulare erneuert, Stationsregeln angepasst, Supervisionen begonnen, das Beschwerdemanagement erweitert und die Aufnahme von Notfällen modifiziert, um alle dringlichen Fälle umgehend aufnehmen zu können. Bereits vor der Beratung wurde der sogenannte „Stufenplan“ abgeschafft, die Behandlung entlang der aktuellen Leitlinien der Fachgesellschaften individualisiert und die Betreuung (z. B. in 1:1) durch einen höheren - als von den Krankenkassen finanzierten - Personaleinsatz intensiviert. Dadurch konnte die Zahl der Fixierungen um etwa 75 Prozent reduziert werden, obwohl die Kinder und Jugendlichen immer kränker und mit einer zunehmend akuteren Selbst- und Fremdgefährdung in die Klinik kommen und die Belegung anhaltend sehr hoch ist. Spießl: „Als Außenstehender kann man sich nur annährend vorstellen, welche hohe Belastung dies für unser Pflegepersonal und unsere Therapeuten bedeutet - und welche Anspannung zeitweise auf der geschützten Station herrscht.“ Aufgrund der hohen Belegung wurde auch eine Bettenerhöhung von 44 auf 50 Betten als Vorwegnahme der für Passau genehmigten Betten beantragt. Problematisch bleibt der hohe und ungedeckte Personalbedarf in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, der nur teilweise durch organisatorische Veränderungen behoben werden kann.

Bezirkstagspräsident Dr. Heinrich: Grundstein für Reformen ist gelegt
Bezirkstagspräsident Dr. Olaf Heinrich sagte, der Bezirkstag habe mit seinen Beschlüssen vom November 2019 die Grundlage für Reformen gelegt. Dazu gehöre unter anderem auch, dass der Bezirk als Krankenhausträger das Bezirkskrankenhaus Landshut bei der Gewinnung von pflegerischem Fachpersonal für die zunehmende 1:1-Betreuung unterstütze, um Fixierungen möglichst zu vermeiden. Heinrich zeigte sich überzeugt, „dass wir mit der neuen Chefärztin sowohl menschlich als auch fachlich für den nötigen Veränderungsprozess die richtige Person gefunden haben und dass Dr. Tanja Hochegger die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Landshut in eine gute Zukunft führt“. Heinrich wünschte ihr für diese verantwortungsvolle Aufgabe viel Glück und Erfolg.

Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie war 1993 in Landshut eröffnet worden. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Versorgung psychisch kranker Minderjähriger aus Niederbayern nur in München oder in psychiatrischen Einrichtungen für Erwachsene möglich. 2003 wurde ein zweiter Standort in Passau, 2011 ein dritter in Deggendorf und 2019 ein vierter Standort in Zwiesel in Betrieb genommen. Mit diesen Klinikstandorten hat der Bezirk Niederbayern moderne und wohnortnahe Behandlungseinrichtungen geschaffen, die die Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher in der Region deutlich verbessert haben. Die Landshuter Klinik umfasst vier Stationen mit 44 Betten, eine Tagesklinik mit 14 Plätzen, eine Institutsambulanz sowie die Schule für Kranke und das ISPR (Institut für schulische und psychosoziale Rehabilitation). Die Außenstellen in Deggendorf und Passau bieten jeweils eine Tagesklinik, eine Institutsambulanz und eine Schule für Kranke. In Zwiesel wird eine Institutsambulanz geführt. Das Pflichtversorgungsgebiet umfasst den gesamten Bezirk Niederbayern.

-ch-

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