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Nach der erfolgreichen und vielfach gelobten Aufführung der Johannespassion im Frühjahr dieses Jahres folgt das Herbst-Konzert der Chorphilharmonie mit zwei besonders interessanten Werken von zwei besonderen Komponisten: Brahms und Beethoven.

 (Foto: Regensburger Chorphilharmonie)(Foto: Regensburger Chorphilharmonie)
Die beiden großen „B“ der Musikgeschichte Brahms und Beethoven stehen im Mittelpunkt des Herbstkonzertes der Chorphilharmonie Regensburg. Am 23.10.2022 um 17.00 Uhr erklingen in der Herz Jesu Kirche zwei Kantaten von Johannes Brahms, seine Altrhapsodie für Männerchor und eine Altistin und das berühmte Schicksalslied. Diese beiden Werke bilden den Rahmen für Ludwig van Beethovens C-Dur-Messe. Ein großes sinfonisches Programm erwartet die Zuhörer. Es musizieren Gesche Geier, Vera Egorova, Florian Dengler und Gustavo Martin Sanchez sowie Orchester und Chor der Chorphilharmonie Regensburg: Karten sind erhältlich in der Touristinfo im Alten Rathaus und unter www.chorphilharmonie.de .

Plakat Chorphilharmonie (Grafik: Regensburger Chorphilharmonie)Plakat Chorphilharmonie (Grafik: Regensburger Chorphilharmonie)Brahms und Beethoven – die zwei großen „B“

 
Johannes Brahms „Altrhapsodie“
Für Johannes Brahms war Ludwig van Beethoven eine Person, zu der er aufschaute, die ihn aber durchaus auch ein wenig einschüchterte. Vor allem seine Sinfonien und besonders die 9. Standen wie ein Berg vor ihm, der höchsten Respekt abforderte. Was die beiden verbindet, ist jedoch die Tatsache, dass sie oft und gerne die großen literarischen Werke für ihre Kompositionen nutzten – hier drei Strophen aus Goethes „Harzreise im Winter“
Vom Aufbau her erinnert die Altrhapsodie an eine dreiteilige Kantate. Der erste Teil beginnt mit einem Orchestervorspiel, das den Hörer eine Verlorenheit spüren lässt, die schaudern macht. Man glaubt die menschenfeindliche und kalte Landschaft zu spüren, der der Mensch ausgesetzt zu sein scheint: „Aber abseits, wer ist’s…“ Ein Mensch steht allein, fern von der Gemeinschaft, der Vertrautheit, der Wärme. Im Mittelteil weist der Text vielleicht auf Brahms eigene Situation mit seiner Liebe, der Tochter von Clara Schumann hin. „Ach, wer heilet die Schmerzen des, dem Balsam zu Gift ward“. Brahms war verliebt. Jedoch hatte sich Schumanns Tochter Julie für einen anderen entschieden – eine Tatsache, die wohl so schmerzte, dass die Liebe zum Menschenhass wird.
Im dritten Teil ändert sich die Stimmung. Jetzt wird der einsame und leidende Mensch in die Gemeinschaft aufgenommen. Die Tonart wandelt sich von c-Moll nach C-Dur und der hinzutretende Männerchor stimmt einen sanften, wunderschönen Chorsatz an.
 
Ludwig van Beethoven „Messe in C-Dur“
Die Messe in C-Dur war eine Auftragskomposition Nikolaus II. Esterhazy für den Namenstag seiner Ehefrau. Hier bewegte Beethoven sich in der Tradition von Joseph Haydn, der diese Messen jahrelang komponiert hatte. Für Beethoven war es die erste Messkomposition überhaupt.Die Tatsache, mit seinem Lehrer Haydn verglichen zu werden, bereitete Beethoven Kopfzerbrechen und die Arbeit geriet ins Stocken. So wurde die Partitur erst im letzten Moment fertig. Zudem glänzten viele Choristen und Orchestermusiker bei den Proben mit Abwesenheit. Dies alles trug zu dem Misserfolg des Werkes bei. Fürst Esterházy äußerte sich abwertend und Beethoven schäumte vor Wut. In Wirklichkeit war die eher schlechte Meinung des Fürsten über die Komposition wohl hauptsächlich der Tatsache geschuldet, dass Beethovens Werk nicht den an Haydn geschulten Hörgewohnheiten des Fürsten Esterházy entsprach. Beethoven selbst war kein Kirchgänger und der Überzeugung, dass sein Christsein auf einer persönlichen Kommunikation mit Gott beruhte, bei dem eine Institution wie die Kirche nicht vonnöten sei. In der Messe wollte er tiefe religiöse Gefühle ausdrücken und sie nicht nur als schmückendes Beiwerk zur Liturgie verstanden wissen.
Der Chor trägt den Großteil der Komposition die Solisten treten im Ensemble auf, auf Arien wird verzichtet. Im Vergleich zur Missa solemnis ist das Orchester schlanker besetzt. Jedoch ist die C-Dur-Messe ein völlig eigenständiges Werk voller andächtiger Momente und großer Ausgewogenheit, was die Bezeichnung als „kleine Schwester“ der großen Missa als völlig unpassend erscheinen lässt.
Vom Umfang her kann die C-Dur-Messe auch außerhalb des Gottesdienstes existieren. So wurde das Gloria und das Credo schon 1808 in einem ansonsten völlig weltlichen Programm aufgeführt – eine Form der Säkularisierung, die dem Adel durchaus nicht recht sein konnte.
 
Johannes Brahms „Schicksalslied“
Diesmal ist es ein dreistrophiges Gedicht von Hölderlin, den Brahms vertont. „Langsam und sehnsuchtsvoll“ will Brahms das Vorspiel in Es-Dur vorgetragen wissen. Es führt uns in die Welt der Genien, die „auf weichem Boden wandeln“, „in ewiger Klarheit“ und „seliger Ruhe“ die Hö erfindet dazu eine Melodie, die zu seinen schönsten gehört.
Im Mittelteil bricht dann quasi die Hölle auf Erden los. In einem furiosen c-Moll Teil wird das leidvolle und hoffnungslose Dasein des Menschen auf der Welt geschildert. Wie Wasser wird der Mensch „von Klippe zu Klippe“ geworfen – hinab ins Ungewisse.
So endet nun eigentlich Hölderlins Text, den Brahms so aber nicht stehen lassen will. Brahms wechselt in ein klares, transzendental anmutendes C-Dur und nimmt das wunderschöne Material des ersten Teils wieder auf. Dies ist vielleicht eine der beeindruckendsten Stellen, die aufzeigen, was Musik zu leisten vermag. Brahms vermag es, die düstere Botschaft des Textes zu überwinden und eine tröstliche Perspektive von seltener Schönheit zu erreichen.
 
Herz Jesu Regensburg
Sonntag, 23.10.2022, 17 Uhr
Gesche Geier – Sopran
Vera Egorova – Alt
Gustavo Martin Sanchez – Tenor
Florian Dengler – Bass
Karten: Touristinformation im Alten Rathaus
www.chorphilharmonie.de
Lisa Unger-Fischer
Chorphilharmonie Regensburg e. V.
Vorstand