Wohnortnahe Behandlung in Niederbayern und der Oberpfalz bald nicht mehr möglich / Prof. Helmig: „Wir fallen zurück in die Zeit, bevor KUNO gegründet wurde.“

Logo des Vereins zur Förderung krebskranker und körperbehinderter Kinder Ostbayern e.V. (Kuno) (Grafik: VKKK)Der VKKK Ostbayern e.V. schlägt Alarm. Der Elternverein befürchtet, dass krebskranke Kinder am Uniklinikum Regensburg bald nicht mehr auf höchstem medizinischem Niveau behandelt werden können. Dem Verein zufolge stellen Umstrukturierungen bei den medizinischen Laboren des Uniklinikums die Kinderonkologie in Regensburg in Frage. Der 1. Vorsitzende, Prof. Dr. Franz-Josef Helmig, hat alle ostbayerischen Landtagsabgeordneten in einem Brief um Hilfe beim Erhalt der Abteilung in ihrer alten Form gebeten. Betroffene Eltern haben auf change.org eine Petition gestartet, die binnen rund einer Woche bereits über 20.000 Unterstützer unterschrieben haben.
Krebs im Kinder- und Jugendalter lässt sich erfolgreich behandeln. Rund 80 Prozent der Patienten überleben heute die Erkrankung. „Voraussetzung ist allerdings, dass sie nach aktuellem Stand der Forschung in einem Klinikum der Maximalversorgung behandelt werden“, erläutert Prof. Helmig, selbst Kinderchirurg im Ruhestand. Dabei erfüllt das medizinische Labor zwei wichtige Funktionen. Es schafft zum einen die Voraussetzung dafür, dass die kranken Kinder in Form von Therapieoptimierungsstudien die bestmögliche Behandlung bekommen. Zum anderen ist es in den täglichen Ablauf eingebunden, weil vor vielen Behandlungsschritten zunächst ein Blutbild erstellt werden muss.
Bislang verfügte die Abteilung für Pädiatrische Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation des Uniklinikums Regensburg (UKR) über ein eigenes spezialisiertes pädiatrisch-hämatologisches Labor. Seit Januar hat das Zentrallabor des UKR die Aufgaben übernommen – „mit schwerwiegenden Folgen für die Kinderonkologie“, befürchtet Helmig.
Die unmittelbare Folge spüren die Eltern und ihre Kinder bereits deutlich: Statt bislang rund 15 Minuten müssen sie oft weit über eine Stunde auf die Ergebnisse der Blutuntersuchungen warten. Erst dann kann die eigentliche Behandlung beginnen, zu der gerade ambulante Patienten aus der nördlichen Oberpfalz, dem Bayerwald oder der Region Passau stundenlang anreisen müssen.
Schwerwiegender ist aber, dass ohne ein eigenes Labor die Teilnahme der Regensburger Kinderonkologie an den Therapieoptimierungsstudien nicht mehr möglich ist. Damit ist automatisch die Behandlung der Kinder auf universitärem Niveau gefährdet. „Viele der kleinen Patienten, schon Babys ab vier Monaten sind darunter, werden in der Konsequenz noch viel weitere Wege in die Unikliniken nach München, Erlangen oder Würzburg auf sich nehmen müssen“, so Prof. Helmig. „Das Niveau der Kinderonkologie am Uniklinikum droht von der Maximalversorgung auf den Stand regionaler Krankenhäuser abzustürzen.“
Im Brief an die Abgeordneten wird Prof. Helmig deutlich: Damit fallen Niederbayern und die Oberpfalz gut zehn Jahre nach ihrer Eröffnung zurück in die Zeit vor dem Bau von KUNO, der Kinder-Uniklinik Ostbayern. Mit der Einweihung des KUNO-Neubaus am Uniklinikum Regensburg im Jahr 2010 hatten bürgerschaftliches Engagement und die größte Spendenaktion, die es in Bayern je gab, dafür gesorgt, dass krebskranke Kinder endlich in Ostbayern auf Maximalniveau versorgt werden können.“ Noch hofft der Vorsitzende, dass es nicht so weit kommt. „Voraussetzung dafür ist aber, dass die Führung des UKR ihre Entscheidung überdenkt und die Kinderonkologie in einem voll funktionsfähigen Zustand erhält“, appelliert Prof. Helmig.

Hintergrund

Behandlung in Therapieoptimierungsstudien
Typisch für die Behandlung von Krebs im Kindesalter ist der Einsatz von Therapieoptimierungsstudien, die von akademischen Einrichtungen initiiert wurden. Mehr als 90 Prozent der Kinder werden in Therapieoptimierungsstudien behandelt. Bei Erwachsenen werden im Vergleich nur rund zwanzig Prozent in Studien, meist nicht-akademischen Industriestudien, behandelt.
In den Therapieoptimierungsstudien stehen die Spezialisten der kinderonkologischen Fachkliniken bundesweit in ständigem Austausch. Über die Studien werden einheitliche, standardisierten Therapiepläne entwickelt und ständig verbessert. Ziel ist, die Patienten nach dem jeweils aktuellsten Wissensstand zu behandeln und gleichzeitig die Behandlungsmöglichkeiten fortlaufend zu verbessern.
Ein Kernbaustein der Studien-Infrastruktur ist ein spezialisiertes pädiatrisch-hämatologisches Labor vor Ort in der Kinderonkologie. Bei einem onkologischen Zentrum wird ein derartiges Labor von den Zertifizierungsbehörden gefordert und wurde auch in Regensburg bislang auf höchstem Niveau vorgehalten.
Die Petition betroffener Familien finden Sie unter https://chng.it/znncDF6XM4
 
 
 
VKKK Ostbayern e.V.
Franz-Josef-Strauß-Allee 17
93053 Regensburg
Tel. 0941 299075 Fax 0941 299076
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