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Drei Museumsleiter im Gespräch

Spannend und kurzweilig war das Aufeinandertreffen der drei bisherigen Leiter des Abensberger Stadtmuseums am Samstag (25. März 2023), die sich im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Wie's früher war“ über die Geschichte des Hauses und die Sammlung unterhalten haben. Dr. Tobias Hammerl war bis Oktober 2019 Leiter des Stadtmuseums, Veronika Leikauf übernahm und blieb bis Oktober 2022. Seit Januar 2023 hat Abensberg mit Beatrice Wichmann die neue Leiterin des Stadtmuseums gefunden.
v.l.: Abensbergs 2. Bürgermeister Dr. Bernhard Resch, Veronika Leikauf, Beatrice Wichmann und Dr. Tobias Hammerl (Foto: Ingo Knott/Stadt Abensberg)v.l.: Abensbergs 2. Bürgermeister Dr. Bernhard Resch, Veronika Leikauf, Beatrice Wichmann und Dr. Tobias Hammerl (Foto: Ingo Knott/Stadt Abensberg)
Diese freute sich über „meine erste öffentliche Veranstaltung im etablierten Format“ und dankte Abensbergs ehemaliger 3. Bürgermeisterin Gertraud Schretzlmeier, die gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit auf sie zugekommen und sie mit der Veranstaltungsreihe vertraut gemacht habe. Schnell sei klar gewesen, dass „Wie's früher war“ fortgesetzt wird. Die Reihe zeige für sie exemplarisch, wofür ein Stadtmuseum stehen sollte: „Menschen und Dinge in den Dialog der Öffentlichkeit bringen.“
Startpunkt des Abensberger Stadtmuseums seien erste Sammlungen gewesen - Pfarrer Dollinger und Kaufmann Stark waren Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten, die Urkunden sammelten und Geschichte festschrieben. Die traditionellen Förderer von Kunst und Kultur - Kirchen und Adelshäuser - waren auf dem Rückzug, ein selbstbewusster gewordenes Bürgertum trat an ihre Stelle. Eine Sammlung historischer Objekte wurde in Abensberg erstmals 1899 ausgestellt - im damaligen Rathaus. 1926 wurde der Heimatverein aktiv, mit ihm der Kunst- und Heimatschriftsteller Franz Xaver Osterrieder.
Wies früher war, das Trio im Gespräch (Foto: Ingo Knott/Stadt Abensberg)Wies früher war, das Trio im Gespräch (Foto: Ingo Knott/Stadt Abensberg)
Der Heimatverein übereignete der Stadt 1927 das sogenannte Heimathaus in der Von-Hazzi-Straße, wo die vereinseigene Sammlung ausgestellt war. Vereinigt wurden die Sammlungen erst nach dem Zweiten Weltkrieg, nachdem Anton Schottmeyer und Sylvester Geretshauser die Arbeiten von Dollinger und Stark weitergeführt hatten. Die in einem Museum im Rathaus zusammengeführten Sammlungen wurden nun vom Lehrer und Kreisheimatpfleger Alfons Listl betreut. Die Sammlung zog 1963 erneut um, als der Kreuzgang im Karmelitenkloster restauriert worden war – das sogenannte Aventinusmuseum befand sich nun in den Räumen über dem Kreuzgang des ehemaligen Klosters. Listl starb 1975. Fritz Angrüner, ebenfalls Lehrer, übernahm im selben Jahr das Ehrenamt des Museumsleiters und hatte es bis 2003 inne.
2006 wurde der Herzogskasten eröffnet. „Eine krasse Geschichte“ war es damals für Dr. Hammerl, die Leitung zu übernehmen. Maria Rind zeichnete für das Konzept verantwortlich, Fritz Angrüner hatte sich im Vorfeld zurückgezogen. Was Dr. Hammerl bedauerte: „Das bedeutete einen Kontinuitätsbruch. Es ging Wissen verloren.“ Überhaupt: „Dass wir hier zu dritt stehen, ist nicht der Regelfall. Museumsleitungen sind oft Schleudersitze.“ Hammerl machte auch deutlich, dass das die Professionalisierung der Abensberger Geschichte bis hin zu einem Stadtmuseum „maßgeblich Bürgermeister Dr. Brandl geschuldet“ sei: „Es gab auch Stadtratssitzungen, wo das Anzünden nicht weit war“. Oft im Feuer auch die Ausrichtung des Hauses - Dr. Hammerl: „Obwohl die Politik das oft forderte, sehe ich ein Stadtmuseum nicht als reinen touristischen Anziehungspunkt“. Vielmehr sollten die Abensberger sagen: „Das ist unser Museum. Ein Ort wo Leute zusammenkommen, so wie heute“. Man sitzt bei Kaffee und Kuchen zusammen - das war nicht immer in jedermanns Sinne: „Nach meiner ersten Veranstaltung wurde mir vorgeworfen, ich würde Kaffee ausschenken. Ach so! Die Vorstellung ist: im Museum muss man darben.“
Die Veranstaltung im "Herzogskasten" war gut besucht (Foto: Ingo Knott/Stadt Abensberg)Die Veranstaltung im "Herzogskasten" war gut besucht (Foto: Ingo Knott/Stadt Abensberg)
Auf Dr. Hammerl folgte Veronika Leikauf als Leiterin des Stadtmuseums. Mit ihr wurde die Zusammenarbeit mit Abensberger Bildungseinrichtungen weiter verstärkt; längst ist das Stadtmuseum Teil des Abensberger Lebens; Projekte mit Schulen, Kindergärten oder Ferienangebote zeugen davon. „Nicht bezahlbar“ war für Frau Leikauf das Angebot zweier inzwischen leider nicht mehr bestehenden Vereine: „Als sich der Arbeiter-Kranken-Unterstützungs-Verein und der Krieger- und Kameradenverein auflösten, wandten sich beide an uns, ob wir etwas benötigen“. Das Wirken dieser Vereine habe das Stadtbild geprägt und das Depot des Museums zeugt davon. Auch die Ausstellung zum 150-jährigen Bestehen der Abensberger Feuerwehr hatte ihren Niederschlag im Depot. Und: „Es kamen Leute in die Ausstellung, die wir nie gesehen hätten“, so Veronika Leikauf. Insgesamt sind die Erfahrungen in Abensberg für Veronika Leikauf an ihrer neuen Arbeitsstelle im oberbayerischen Unterschleißheim nach ihrer Aussage ideal: „Hier soll eine Sammlung in ein Stadtmuseum münden“. Solche Sammlungen, alte Heimatmuseen, seien „vollgestopft bis unters Dach und reizüberflutend“. Das hatte seine Berechtigung, aber heute wolle man „auch die Gegenwart abbilden und vielleicht zukünftige Entwicklungen aufzeigen“. So könne eine Dauerausstellung auch nach aktuellen Themen durchforstet und bereichert werden.
Am Ende des Nachmittags plädierten alle drei LeiterInnen dafür, die Grenzen des Stadtmuseums nicht zu eng zu setzen. „Was sammeln wir, was repräsentieren wir - und hören wir an der Stadtgrenze damit auf?“, so Beatrice Wichmann. Gerade die Ausstellung zu den Ortsteilen im vergangenen Jahr habe Veronika Leikauf nach ihren eigenen Worten „gezeigt, dass mancherorts einfach alte Strukturen gelten“. Alle drei plädierten dafür, die Stadtgrenzen nicht unbedingt als Maß der Dinge festzusetzen. Schon in der Betrachtung von einzelnen Biographien werde deutlich, wie wichtig die größeren Bezüge sind – nicht erst im Zeitalter der Globalisierung.
Deutlich wurde an diesem Nachmittag, dass Abensbergs Stadtmuseumsleiter das Haus als Ort der Begegnung sehen, an dem gesellschaftlicher Wandel ebenso sichtbar wird wie Kontinuitäten. Und gerade nach der Corona-Zeit sei es wichtig, das Stadtmuseum als „Haus für alle“ zu stärken. Beatrice Wichmann: „Das Ziel ist, Teilhabe zu schaffen.“ Bei Kaffee und Kuchen wurde auch nach Ende der Veranstaltung lebhaft weiter diskutiert. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Abensbergs 2. Bürgermeister Dr. Bernhard Resch, der sich sehr freute, die bisherigen und die neue Leiterin des Stadtmuseums Abensberg begrüßen zu dürfen.
 
 
 
Ingo Knott
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