Drucken
Der Vorsitzende der Abensberger Tafel e.V., Rudolf Buchner, schätzt, dass die Corona-Pandemie in Deutschland für spürbar mehr Bedürftige sorgen wird.
Rudolf Buchner, Gründer der Tafel Abensberg und seit 2014 deren 1. Vorstand (Foto: Ingo Knott/Stadt Abensberg)Rudolf Buchner, Gründer der Tafel Abensberg und seit 2014 deren 1. Vorstand (Foto: Ingo Knott/Stadt Abensberg)
Er fordert, dass sich der Bund und/oder das jeweilige Bundesland finanziell an den logistischen Notwendigkeiten beteiligt, die dadurch entstehen. Ohnehin sollen in Deutschland mehr Lebensmittel durch die Tafeln gerettet werden, ein Pilotprojekt wurde bundesweit ins Leben gerufen.
Die Abensberger Tafel wurde im April 2006 als erster Tafel-Verein im Landkreis Kelheim gegründet; Rudolf Buchner ist der Gründer der Tafel und seit 2014 deren 1. Vorstand. Von 2006 bis 2014 war das Sebastian Rothtauscher. Buchner führt den, wie er sagt, „mittelständischen Betrieb, der auf Ehrenamts-Basis ermöglicht wird“, seither mit großer Ruhe und ist vor Ort eher ein Mann der vorsichtigen Worte. Er ist bestens vernetzt. Menschen, die auf die Unterstützung der Tafel angewiesen sind, bezeichnet er als Kunden, nicht als „Bedürftige“. Nach der Gründung des Vereins ging es schnell; schon im Juli 2006 erfolgte die erste Ausgabe an Lebensmitteln und Waren, damals in der Caritas-Sozialstation, im Keller. Rasch wurde eine Ausgabestelle in Neustadt gesucht, da viele Kunden aus der Nachbarstadt nach Abensberg kamen.
Im Fahrerlager des Anton-Treffer-Stadions erfolgte im Mai 2007 die erste Ausgabe, vor Ort kümmert sich bis heute die 2. Vorsitzende des Vereins, Helga Beck, mit 25 ehrenamtlichen Mitarbeitern. In Abensberg wurde die Tafel auf der Suche nach besser geeigneten Räumlichkeiten bei der Josef-Stanglmeier-Stiftung fündig und zog 2007 in das Haus Münchener Straße 18; ab Oktober 2007 erfolgte dort die Abgabe der Waren. Als dort aber grünes Licht für eine neue Wohnbebauung gegeben wurde, musste die Tafel wieder auf Herbergssuche gehen. Fündig wurde sie im Bad Gögginger Weg; dort konnte die Tafel im Juli 2007 ein Gebäude des Geflügelzüchtervereins anmieten. Von dem Flachbau mit der Hausnummer 22 aus erfolgt die Logistik und Zufuhr der Waren für beide Standorte. Die Arbeit ist umfangreich und aufwändig und wird von derzeit 54 ehrenamtlichen Mitarbeitern aus Abensberg gestemmt – wer möchte, kann gerne mitmachen, es gibt täglich Arbeiten zu erledigen, nicht allein an den Ausgabetagen. Der Verein hat 165 Mitglieder und muss jährlich für Versicherungen, Miete, Strom und Wasser über 5.000 Euro aufbringen. Von den Mitgliedern sind über 80 aktive, andere treten als Sponsoren auf, mit unterschiedlichsten Beträgen. Die Vereinsmitgliedschaft kostet 15 Euro jährlich für Mitarbeiter, Spenden beginnen in der Regel bei 25 Euro. Die Tafel Abensberg hat sich dem bundesweiten Pilotprojekt „Tafel macht Zukunft – gemeinsam digital“ angeschlossen. Ein Tablet, zwei Smartphones und ein PC wurden dafür zur Verfügung gestellt; für Buchner geht es darum, dass „alles künftig schneller umgesetzt werden muss“. Im Mittelpunkt des über eine Laufzeit von drei Jahren geförderten Projektes steht die Entwicklung einer Onlineplattform. Gemeinsam mit Pilot-Tafeln sowie Lebensmittelhändlern und -herstellern wird getestet, wie die Schnittstelle der Lebensmittelabgabe von den Spendern an die Tafeln digitalisiert werden kann.
Dadurch soll die Abgabe von Lebensmitteln an die Tafeln in Zukunft optimiert sowie die Menge der geretteten Lebensmittel erhöht werden. Für Buchner eine tolle Idee, allerdings sieht er, wenn mehr und mehr Lebensmittel umgeschlagen werden (sollen), die Tafeln am Ende ihren Kapazitäten: „Wir müssen die Politik in die Pflicht nehmen.“ Logistikzentren kosten Geld. „Die große Politik verlässt sich auf die Tafeln. Wenn die Tafeln künftig noch mehr Lebensmittel umschlagen müssen, werden wir dafür Logistikzentren benötigen. Und da sehe ich die Politik in der Pflicht.“ Ausgaben hierfür müssten der Bund oder das jeweilige Bundesland übernehmen. Ein weiterer Grund kommt hinzu: „Die Tafeln haben deutschlandweit derzeit rund 1,5 Millionen Kunden – das wird in nächster Zeit sprunghaft ansteigen.“ Grund seien die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Altersarmut. Buchner: „Die Tafeln können die Aufgaben künftig nur bewerkstelligen, wenn sich der Staat auch finanziell beteiligt.“ Es geht dabei nicht um den Einsatz der Ehrenamtlichen – Buchner: „Keiner unserer Mitarbeiter will entlohnt werden. Aber wenn es mehr und mehr Verteilung bedarf, muss sich die Politik um die Finanzierung der Logistik kümmern. Gabelstapler, Schwerlastregale, geeignete Räume oder Hallen: die fallen nicht vom Himmel.“ Laufende Spendenaufrufe an die Bevölkerung sieht er dabei nicht als Lösung: „In Zeiten, wo es vielen schlechter geht, können wir nicht ständig betteln. Irgendwann muss die Politik sich kümmern und nicht nur für ein Foto Schirmherr spielen, um ein soziales Gesicht zu zeigen.“

Spenden bitte NUR nach Absprache (Foto: Ingo Knott/Stadt Abensberg)Spenden bitte NUR nach Absprache (Foto: Ingo Knott/Stadt Abensberg)
Rudolf Buchner freut sich über Menschen, die Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit bei der Tafel Abensberg haben. Informationen gibt es telefonisch unter 09443/ 1522. Ebenfalls werden Lebensmittel- oder Sachspenden gerne angenommen – auch diese bitte unbedingt vorher absprechen. Denn: „Bei uns wird Geschirr abgestellt, da sind noch Essensreste drauf. Auf diese Weise wird uns auch Kleidung gespendet, die keiner freiwillig mehr anzieht, so verdreckt ist das.“ Das ärgert ihn.


Ingo Knott
Bürgerinformationen
Stadt Abensberg
Im Herzogskasten
Dollingerstraße 18
93326 Abensberg
Tel. 09443/ 910 353